Trauer am Jahrestag: Gedenken am Tag des Terroranschlags in Solingen

In Solingen kommen heute Menschen zusammen, um an die Opfer des Terroranschlags vor einem Jahr zu erinnern. Die Stadt hat für den Mittag eine Gedenkveranstaltung organisiert. Am Abend brennen Kerzen.

Zum ersten Jahrestag des mutmaßlich islamistischen Terroranschlags in Solingen haben Politiker den gesellschaftlichen Zusammenhalt in den Fokus gerückt. Bei der Messerattacke starben am 23. August 2024 drei Menschen vor einer Bühne des Stadtfestes, zahlreiche weitere Besucher des Konzertes wurden verletzt. Der geständige Angreifer steht derzeit in Düsseldorf vor Gericht.

„Mit dem brutalen Anschlag auf das Stadtfest in Solingen wollte der Täter einen Keil in unsere Gesellschaft treiben. Doch unser Land lässt sich nicht spalten“, erklärte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) mit Blick auf den Jahrestag. „Hass, Hetze und Terror werden bei uns keinen Sieg erringen.“

Nordrhein-Westfalen sei stark durch Zusammenhalt und Menschlichkeit. Wüst verweist auch auf das fast 100 Millionen Euro schwere Maßnahmenpaket der Landesregierung in den Bereichen Sicherheit, Migration und Prävention. Ein Großteil des im September 2024 beschlossenen Paketes sei schon umgesetzt.

NRW rüstet Sicherheitsbehörden auf 

Mit dem Maßnahmenpaket erhalten die Sicherheitsbehörden in NRW mehr Befugnisse und mehr Personal. So soll der Verfassungsschutz in sozialen Netzwerken verdeckt Informationen erheben können und Auskunftsrechte erhalten, um Geldflüsse und Reisebewegungen nachvollziehen zu können.

In dem Maßnahmenpaket geht es aber auch darum, Beratungsangebote anzubieten, Radikalisierungen vorzubeugen, Asylverfahren zu verkürzen und Rückführungsprozesse zu zentralisieren. Ebenso ist der Bau einer zweiten Abschiebehaftanstalt in Mönchengladbach vorgesehen.  

Ein Signal der Geschlossenheit 

Auch Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) betonte vor dem Gedenken den Zusammenhalt, den die Stadt in dieser Ausnahmesituation gezeigt habe. An dem traurigen Jahrestag wolle innehalten und zusammen all derer gedenken, die vor einem Jahr durch die Tat getroffen wurden.

Die Bilder, die Emotionen und die Erinnerungen, die mit diesem Tag und mit dieser Tat verbunden seien, schmerzten zu Anlässen wie diesem gewiss besonders. Es solle an diesem Tag auch nach vorn geschaut und ein „Signal des Mutes und der Geschlossenheit“ gesendet werden, kündigte Kurzbach an. 

Die Gedenkveranstaltung der Stadt Solingen mit den beiden Rednern findet am Mittag (13 Uhr) auf dem Fronhof statt, einem kleinen Platz im Zentrum, auf dem der Anschlag während eines Konzertes im Zuschauerbereich verübt wurde. 

Nach den Ansprachen sollen an der evangelischen Stadtkirche drei Banner bei Musik entrollt werden. Dazu spricht dann Superintendentin Ilka Werner.

Glockenschläge und Kerzen

Am Samstagabend beginnt um 21.30 Uhr an der Gedenktafel für die Opfer eine kurze Trauerfeier. Sie befindet sich vor der evangelischen Stadtkirche in der Nähe zum Fronhof. Nach einleitenden Worten sollen Kerzen zum Gedenken an die Opfer entzündet werden. Es könnten Kerzen mitgebracht werden, Kerzen seien aber auch vor Ort erhältlich, teilte die evangelische Kirche mit. 

Glockenschläge und Gedenkminute

Um 21.37 Uhr sind den Angaben zufolge drei Glockenschläge geplant. Es folge ein Moment der Stille. Danach sei ein gesungenes Friedensgebet vorgesehen. In den Gesang des Chores, der mit einem Summen beginne, könnten die Menschen dann einstimmen. Auf der Gedenktafel steht in Großbuchstaben: „Alles ändert sich mit dem, der neben einem ist oder neben einem fehlt.“ 

Strafprozess in Düsseldorf seit Ende Mai 

Im Hochsicherheitstrakt des Oberlandesgerichtes Düsseldorf läuft seit Ende Mai der Prozess gegen den angeklagten Syrer Issa al H., der den Messerangriff gestanden hat. Zum Vorwurf der IS-Mitgliedschaft äußerte er sich nicht.

Die Bundesanwaltschaft wirft dem Angeklagten dreifachen Mord und zehnfachen versuchten Mord vor. Er soll IS-Terrorist sein und vor der Tat dem sogenannten Islamischen Staat in Videos die Treue geschworen haben. Einen Tag später reklamierte der IS den Anschlag für sich – das erste Bekenntnis dieser Art seit dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt 2016.