Wechsel von G8 auf G9: Längeres Abitur in NRW: Chancen für andere Studienbewerber

Im kommenden Jahr wird es in NRW an den Gymnasien einmalig kaum Schulabgänger geben. Denn die Regelschulzeit wurde von acht auf neun Jahre verlängert. Einige wird das freuen.

Der massive Rückgang an Schulabgängern mit Hochschulreife in Nordrhein-Westfalen wird im kommenden Jahr anderen Bewerbern neue Chancen eröffnen. Geringere Zahlen an Studienanfängern würden auch dazu führen, dass die Zugangsbeschränkung Numerus Clausus (NC) in einigen Fächern abgesenkt werde oder ganz entfalle, erklärte der Vize-Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz der Universitäten, Ulrich Rüdiger. 

Hintergrund ist die in Nordrhein-Westfalen anstehende Umstellung von acht auf neun Jahre Regelschulzeit an den Gymnasien. Die Regionalagentur NRW der Bundesagentur für Arbeit geht davon aus, dass es etwa 44.000 weniger Schulabgänger mit einer Hochschulreife im kommenden Jahr geben wird.

Frühere Jahrgänge könnten profitieren

Rüdiger, der Rektor der RWTH Aachen ist, geht davon aus, dass sich darauf manche eingestellt haben. Abiturienten früherer Jahrgänge dürften sich bewusst für einen Studienstart im Jahr 2026 entschieden haben, weil sie dann eine geringere Nachfrage nach Studienplätzen erwarteten und somit ihre Chancen stiegen, einen Studienplatz in begehrteren Fächern zu erhalten. Sie könnten in der Zwischenzeit vorher etwa noch ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder Auslandsjahr eingelegt oder eine Ausbildung absolviert haben. 

Mit Schülern der Gesamtschulen und Berufskollegs werde es auch 2026 junge Menschen geben, die eine Hochschulzugangsberechtigung in NRW erwerben. Hochschulstandorte nahe zu anderen Bundesländern dürften weniger stark von dem Ausbleiben des gymnasialen Abiturjahrgangs betroffen sein, da sie auch Studierende von außerhalb NRWs anzögen. Die Universitäten rechneten vor diesem Hintergrund nicht mit einem harten Einschnitt bei den Studienanfänger-Zahlen infolge des Auslaufens des achtjährigen Gymnasiums, erklärte Rüdiger. 

Angebot für Erstsemester bleibt bestehen

Laut Prognose der Kultusministerkonferenz werde es 2026 einen einmaligen Rückgang bei den Studienanfänger-Zahlen geben, bevor diese in Folgejahren wieder stiegen. Gerade vor diesem Hintergrund werde das gesamte Angebot für Erstsemester aufrechterhalten, um die Zahl der Absolventen in drei beziehungsweise fünf Jahren hochzuhalten, erklärte er. Einige Universitäten setzten zudem verstärkt auf interdisziplinäre Studiengänge mit überregionaler oder internationaler Ausstrahlung und machten gezielt Werbung dafür.

Wer ab diesem Herbst in Nordrhein-Westfalen studieren will, muss laut einer Analyse bei rund jedem vierten Studienfach mit einer Zugangsbeschränkung rechnen. Nach der Analyse des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) liegt der Anteil mit einer Beschränkung, also einem NC, einer Eignungsprüfung oder einem Auswahlverfahren, zum Wintersemester 2025/2026 bei 26,2 Prozent. Köln liegt demnach mit einer Quote von 40 Prozent an der Spitze, in Paderborn sind hingegen nur 3 Prozent der Fächer mit einer Zugangsbeschränkung belegt.