Kriminalität: Zwillinge nach Geburt getötet? Mutter steht vor Gericht

Eine Frau aus Wittenberg in Sachsen-Anhalt soll ihre Zwillinge allein zu Hause entbunden haben. Wenige Studen später sterben die beiden Mädchen. Nun steht die Frau vor Gericht.

Nach dem gewaltsamen Tod ihrer neu geborenen Zwillinge muss sich seit Freitag eine Mutter vor dem Landgericht Dessau-Roßlau verantworten. Die 30-Jährige soll laut Anklage im vergangenen November in Wittenberg ihre Zwillinge kurz nach der Geburt in Müllsäcke gesteckt und anschließend in eine Badewanne gelegt haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr Totschlag in zwei Fällen vor. Die Angeklagte sagte, sie könne sich an nichts erinnern. 

Die Frau habe beabsichtigt, dass die zwei Mädchen sterben, sagte der Staatsanwalt beim Auftakt des Prozesses. Schon seit sie von der Schwangerschaft wusste, habe sie Risiken in Kauf genommen, weil sie unter anderem keine Vorsorgeuntersuchungen wahrgenommen habe. 

Angeklagte entschuldigt sich 

Nach Verlesung der Anklage äußerte sich die Frau zu den Vorwürfen. Sie gab an, mehrere Jahre Crystal Meth konsumiert zu haben. Über ihren Verteidiger erklärte sie, sie sei „völlig verzweifelt darüber, was passiert. Für sie ist das eine ganz schlimme Sache“. Es tue ihr „unsäglich leid“. Die 30-Jährige weinte während der Verhandlung.

Den Kindern habe sie die Namen Clara und Hannah gegeben, sagte die Frau. Die Richterin befragte sie unter anderem zu ihrer familiären Situation, den vorangegangenen Schwangerschaften und Partnerschaften. Auch ihre Mutter war als Zeugin geladen, verweigerte jedoch die Aussage. 

Nicht zum ersten Mal schwanger

Die Mädchen sind dem Ergebnis einer Obduktion zufolge wegen fehlender Sauerstoffzufuhr gestorben. Sie seien aber nach der Geburt lebensfähig gewesen. Auch der Vater der Kinder war am Freitag zur Verhandlung gekommen. Er soll am kommenden Dienstag aussagen. 

Die Polizei hatte die toten Babys im vergangenen November in der Wohnung der heute 30-Jährigen in Wittenberg gefunden. Die Angeklagte hatte nach der Geburt ihre Mutter zu Hilfe gerufen, weil sie medizinische Hilfe benötigte. Diese ließ ihre Tochter daraufhin ins Krankenhaus bringen. Dort war der Anklage nach festgestellt worden, dass sie schwanger gewesen und die Schwangerschaft bereits weit fortgeschritten war. 

Mehrere Schwangerschaften verheimlicht

Die Mutter der Angeklagten hatte die toten Säuglinge dem Staatsanwalt nach entdeckt, als sie Kleidung für ihre Tochter holen wollte. Sie rief die Polizei. Die Angeklagte sitzt seitdem in Untersuchungshaft. 

Vor den Zwillingen hatte die 30-Jährige nach eigenen Angaben bereits drei Kinder auf die Welt gebracht. Zwei von ihnen hätten bei ihr gelebt. Ihr drittes Kind habe sie zur Adoption freigegeben, nachdem sie auch diese Schwangerschaft verheimlicht, das Kind aber im Krankenhaus entbunden hatte. Eigenen Angaben nach sei sie während beider verheimlichten Schwangerschaften nicht darauf angesprochen worden.