Fast 60 Storchenpaare haben in dieser Saison in Hamburg ihren Nachwuchs aufgezogen. Nun haben sie wieder kinderfreie Zeit: Die Jungstörche sind bereits in den Süden aufgebrochen, weiß ein Experte.
Hamburgs Jungstörche sind bereits auf dem Weg in den Süden. „Die Jungvögel haben sich schon ganz alleine auf ihre erste gefährliche Reise in die Überwinterungsgebiete gemacht“, sagte Storchenexperte Jürgen Pelch, der für den Naturschutzbund Nabu Hamburg die Störche der Hansestadt betreut. Teilweise seien die Tiere sogar in größeren Trupps unterwegs. „Kurz vor dem Abflug sammeln sie sich auch manchmal südlich der Elbe im Landkreis Harburg.“ Zu Wochenbeginn sei ihm eine Gruppe von rund 50 Störchen gemeldet worden. In diesem Jahr zogen in Hamburg 45 Storchenpaare 100 Küken groß.
Trockenes Frühjahr hat Brutzahlen gedrückt
Das Ergebnis in Hamburg hätte viel besser sein können, wie der sogenannte Storchenvater weiter sagte. Doch im Frühjahr war es viel zu trocken, es fiel nur die Hälfte des üblichen Niederschlags. Die Folge: Die Eltern fanden nicht genug Futter für ihren Nachwuchs. Junge Störche fressen in ihren ersten Lebenswochen vor allem kleine Tiere wie Regenwürmer, Insekten und Larven. Die gab es aber aufgrund des Wassermangels kaum.
„Durch den Nahrungsengpass im Frühjahr haben einige Störche Junge aus dem Nest geworfen oder die Brut aufgegeben“, sagte Pelch. Er und seine Familie retteten einige Junge oder ließen Eier in der Brutmaschine ausbrüten. Die Jungtiere wurden dann entweder wieder ins Nest oder zur Auswilderung in eine Storchenstation gebracht und beringt.
Eltern folgen den Jungtieren zwei bis drei Wochen später
Wenn sich die alten Störche von der Aufzucht erholt haben, folgen sie dem Nachwuchs in den Süden. Das ist meist zwei bis drei Wochen später. „Der Zugtrieb und die Orientierung sind durch die Gene vererbt. Sind die Eltern Ostzieher, dann sind die Kinder das in den meisten Fällen auch. Und das auch bei den Westziehern.“ Ende August bis Anfang September haben alle Störche, die nicht hier überwintern, Hamburg wieder verlassen.
Die Hamburger Störche leben vor allem in den Marsch- und Vierlanden. Pelch betreut die Hamburger Tiere seit fast fünf Jahrzehnten. Hamburg gilt deutschlandweit als Storchenhauptstadt, in keiner anderen Großstadt leben so viele von ihnen.
Auf der anderen Elbseite, in Niedersachsen im Landkreis Harburg, leben Pelch zufolge ebenfalls mehr als 100 Tiere. In Schleswig-Holstein hat es dem Storchenvater zufolge in diesem Jahr einen Rekord gegeben: 100 Jungstörche wurden dort aufgezogen.