Die Commerzbank schließt im Kampf gegen eine mögliche Übernahme durch die italienische Unicredit die Reihen. Bank-Chefin Bettina Orlopp lobte am Donnerstag auf der Aktionärsversammlung in Wiesbaden ihre Strategie namens „Momentum“, mit der die Bank eigenständig bleiben soll. Großes Ziel sei, die Commerzbank als feste Größe unter den erfolgreichen europäischen Banken zu etablieren. Zu Beginn der Hauptversammlung protestierten rund 200 Beschäftigte gegen eine Übernahme.
Orlopp verwies auf die Erfolge der Bank: Der Gewinn erreichte im vergangenen Jahr mit 2,7 Milliarden Euro Rekordhöhe, der Aktienkurs stieg von weniger als sechs Euro im Jahr 2020 auf aktuell rund 26 Euro. Allein seit Anfang dieses Jahres legte er um mehr als 60 Prozent zu. Die Commerzbank habe „die besten Jahre noch vor sich“, sagte die Bank-Chefin in ihrer Rede vor den rund 600 in Wiesbaden versammelten Aktionärinnen und Aktionären, die ihr häufig applaudierten.
Die Commerzbank gebe für das Geschäftsjahr insgesamt 1,73 Milliarden Euro an die Anteilseigner zurück, gut 100 Millionen Euro mehr als ursprünglich geplant, sagte Orlopp. Der Betrag setzt sich zusammen aus einem Aktienrückkaufprogramm in Höhe von einer Milliarde Euro und einer höheren Dividende: Sie soll von 35 Cent auf 65 Cent pro Aktie steigen. Die Bank-Chefin sagte, es sei der Anspruch, auch in den kommenden Jahren eine „attraktive und verlässliche“ Dividende auszuschütten.
Aktionärsvertreter Klaus Nieding – Vize-Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz – rief die Anteilseigner auf, sich gegen eine Übernahme durch die Unicredit zu wehren. Die Unicredit war auf der Hauptversammlung nicht vertreten.
Die italienische Großbank ist in großem Stil bei der Commerzbank eingestiegen; das Bundeskartellamt hatte ihr Mitte April eine Anteilserhöhung auf 29,9 Prozent freigegeben. Ab 30 Prozent wäre die Unicredit zu einem öffentlichen Übernahmeangebot verpflichtet.
Orlopps Strategie sieht neben ehrgeizigen Gewinnzielen und großzügigen Dividenden auch den Abbau von 3900 Stellen bis 2028 vor – mehr als 3000 davon in Deutschland. Die Bank einigte sich am Mittwoch mit dem Betriebsrat auf einen Rahmen-Sozialplan; sie setzt vor allem auf Altersteilzeit und Vorruhestand.
Mit Plakaten, gelben Herzen und Kostümen protestierten vor dem Rheinmain-Congresscenter in Wiesbaden Beschäftigte der Commerzbank gegen eine mögliche Übernahme. Die Beschäftigten seien ganz klar dafür, dass die Commerzbank unabhängig bleibe, sagte Kevin Voss von der Gewerkschaft Verdi.
Die Protestierenden wollten den Aktionären ein Signal senden, sagte der 50-jährige Beschäftigte Denis Krutikov. Sie müssten sich fragen, ob eine Übernahme eine gute Idee sei, wenn die Mitarbeiter sich dagegenstellten.
Unicredit-Chef Andrea Orcel hat erklärt, eine Entscheidung zu einer möglichen Übernahme könne bis 2027 warten. Auch die Bundesregierung, die seit der staatlichen Rettung der Bank in der Krise 2008 noch zwölf Prozent der Anteile besitzt, hat sich gegen eine Übernahme ausgesprochen.