Tierschutz: Stopp für Geflügel-Schlachtungen stellt Halter vor Probleme

Wohin mit den vielen Legehennen? Das fragen sich viele Geflügel-Halter in Bayern und Baden-Württemberg. Der Bauernverband dringt auf eine schnelle Wiederaufnahme des Schlachtbetriebs.

Der Stopp für Bayerns größten Legehennen-Schlachtbetrieb stellt Geflügelhalter nach Angaben des bayerischen Bauernverbands vor große Herausforderungen. Betriebe, die die Ausstallung von Althennen geplant und bereits Junghennen bestellt hätten, müssten nun Alternativen finden, sagte eine Sprecherin. Das sei vor allem für Betriebe mittlerer Größe schwierig.

Wegen des Verdachts auf Tierschutzverstöße hatte die Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (KBLV) dem Schlachthof im mittelfränkischen Wassertrüdingen den Betrieb untersagt. Jährlich werden dort etwa 11 Millionen Legehennen und eine Million Mastelterntiere geschlachtet. Täglich werden bis zu 60.000 Legehennen getötet und zu Suppenhühnern weiterarbeitet.

Wurden Hühner misshandelt?

Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei ermitteln in dem Fall. Diesen hatten Videoaufnahmen einer Tierrechtsorganisation ins Rollen gebracht, die Mitarbeitende des Betriebs im Landkreis Ansbach dabei zeigen sollen, wie sie Hühner massiv misshandeln. Die Ermittler hatten das Unternehmen in der vergangenen Woche durchsucht und Unterlagen sichergestellt.

Der betroffene Betrieb ist nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums der zentrale Schlachthof für Althennen in Bayern und Baden-Württemberg. Geflügelhalter mit größeren Tierbeständen müssen diese nun dem Bauernverband zufolge nach Niedersachsen und Polen transportieren. Für Halter mit wenigen Tieren, Direktvermarkter und Bio-Betriebe gibt es demnach Alternativen in Bayern und Österreich. 

Zu klein für eigene Transporte, zu groß für Direktvermarktung

Halter mittlerer Größe, die zum Beispiel einen mobilen Hühnerstall betrieben, hätten diese Möglichkeiten nicht, heißt es vom Bauernverband. „Hier ist die Anzahl der Tiere zu gering, um einen eigenen Transport zu einem der größeren Alternativschlachthöfe zu organisieren, allerdings auch deutlich zu groß für eine eigene, aus dem Stand organisierte Direktvermarktung“, erläuterte die Sprecherin. 

Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben inzwischen vier Mitarbeitende im Zuge der Vorwürfe entlassen. Die KBLV hat diesem zahlreiche Auflagen erteilt, um den Schlachtbetrieb wiederaufnehmen zu dürfen. Diese seien bislang nicht erfüllt, teilte ein KBLV-Sprecher mit. Das Unternehmen habe bisher auch nicht angezeigt, den Betrieb wieder aufnehmen zu wollen. 

Die Vorwürfe müssten geprüft und im Fall von Verstößen geahndet werden, fordert der Bauernverband. „Gleichzeitig ist eine schnelle Wiederaufnahme tierschutzkonformer Schlachtung sehr wichtig, um regionale Schlachtmöglichkeiten und Versorgung unter Vermeidung langer Transportwege zu erhalten.“