Ein islamistischer Tiktok-Star mit Hunderttausenden Followern hat Spendenbetrug in großem Stil gestanden. Für welches Strafmaß plädiert die Staatsanwältin im Prozess?
Der islamistische Tiktok-Star „Abdelhamid“ soll wegen Spendenbetrugs nach dem Willen der Staatsanwaltschaft für fast vier Jahre hinter Gitter. Eine Staatsanwältin beantragte eine Strafe von drei Jahren und neun Monaten Haft für den 34-jährigen Düsseldorfer.
Angesichts der besonderen Verwerflichkeit der Taten, des hohen Schadens und des langen Tatzeitraums halte sie eigentlich vier Jahre für angebracht, sagte sie am Rande der Verhandlung. Das Landgericht Düsseldorf hatte dem 34-Jährigen im Gegenzug für ein Geständnis allerdings bereits eine Haftstrafe von drei Jahren und vier Monaten in Aussicht gestellt.
Der salafistische Prediger hatte im Prozess umfassend gestanden. Er hatte demnach auf seinen Social-Media-Kanälen zu Spenden für humanitäre Hilfsprojekte aufgerufen, aber nur zu einem sehr geringen Teil weitergeleitet. Bei 37 Spendenaufrufen hatte er fast eine halbe Million Euro eingeworben und damit vor allem seinen aufwendigen Lebensstil finanziert.
Bewährungsstrafe für die Lebensgefährtin beantragt
Für seine Lebensgefährtin beantragte die Staatsanwältin zwei Jahre Haft auf Bewährung. Die Mutter der drei gemeinsamen Kinder gestand, ihm geholfen und Konten für die Spenden eröffnet zu haben. Die 33-Jährige ist als Mittäterin angeklagt.
Außerdem soll der Tatertrag in Höhe von 496.000 Euro eingezogen werden. Die Verteidiger beantragten deutlich geringere Strafen und verwiesen darauf, dass das nach islamischem Recht getraute Paar umfassend gestanden und den Prozess erheblich verkürzt habe. Außerdem beantragten die Verteidiger, den Haftbefehl gegen den 34-Jährigen gegen Auflagen und Sicherheitsleistungen aufzuheben. Er sitzt seit Oktober im Gefängnis und ist mehrfach wegen Betrugs vorbestraft.
Angeklagter hat Hunderttausende Follower
Der 34-Jährige gilt als der neue Top-Influencer der islamistischen Szene. Als Prediger erreichte „Abdelhamid“ bei Tiktok und Instagram Hunderttausende Follower und zehn Millionen „Likes“. Das Weltbild, das er dort oft im Sporttrikot verbreitete, ist laut NRW-Verfassungsschutz extremistisch-salafistisch.
Für die Sicherheitsbehörden gelten seine Videos als Einstieg in eine Radikalisierungsspirale – vor allem für junge, bildungsferne Menschen. Im Lagebild Islamismus des NRW-Innenministeriums wird Dehran A. als salafistischer Lifestyle-Influencer beschrieben.
Nicht nur das Lagebild Islamismus, auch der NRW-Verfassungsschutzbericht widmet dem Düsseldorfer einen eigenen Abschnitt. „Abdelhamid“ setze fort, was Pierre Vogel begonnen habe: den extremistischen Salafismus einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, warnten die Behörden.
Bei einer Durchsuchung waren dicke Bündel mit 20.000 Euro Bargeld, mehrere Luxusuhren, Luxus-Handtaschen und Autos der gehobenen Preisklasse bei dem Sozialleistungsempfänger beschlagnahmt worden. Am kommenden Mittwoch (16. Juli) will das Landgericht das Urteil verkünden.