Volksmusik: Carolin Reiber und das Glück im Alltag

Früher war Carolin Reiber das Gesicht der Volksmusik. Jetzt wird sie 85 Jahre alt. Wird es große Feiern und Glückwünsche für die berühmte TV-Moderatorin geben, gar eine eigene Fernsehgala?

Carolin Reiber bleibt ihrer Linie treu: keine öffentlichen Feiern, keine Fernsehgala, kein Aufsehen. Für ihren 85. Geburtstag am Sonntag (2. November) macht sie da keine Ausnahme. Stattdessen setzt sie auf Familie und Freunde. Der Bayerische Rundfunk (BR) würdigt die Münchnerin, die am liebsten im Dirndl jahrzehntelang Heimat- und Volksmusik-Formate moderierte und deren bairisch-rollendes „R“ zu ihrem Markenzeichen wurde.

BR-Intendantin Katja Wildermuth gratulierte und sagte, Carolin Reiber sei „mit ihrer ansteckenden Herzlichkeit, ihrem unverwechselbaren Tonfall und ihrer hohen Professionalität“ untrennbar mit dem Sender und seinen Programmen verbunden. „Sie hat der Volksmusik über Jahrzehnte ein Gesicht und eine Stimme gegeben, und es freut mich, auch ganz persönlich, dass sie dem Bayerischen Rundfunk bis heute so herzlich verbunden ist.“

Faschingsprinzessin und Cowgirl

Beruflich liebte Reiber den Auftritt. Schon als Kind hatte sie wenige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges kleine Rollen, etwa im Film „Das doppelte Lottchen“. Mit 18 wurde sie Faschingsprinzessin bei der Münchner Gesellschaft Narhalla. Eine Ehre, die ihr sogar eine Reise in die USA einbrachte, bei der sie in Texas zur Ehrenbürgerin ernannt wurde und ein türkisfarbenes Cowgirl-Kostüm mit nach Hause nahm. 

Danach startete sie als Ansagerin beim Bayerischen Rundfunk. Später wurde Reiber dann Moderatorin, auch beim ZDF und in der ARD. Ihr Schwerpunkt: die Volksmusik, darunter „Die volkstümliche Hitparade“, der „Grand Prix der Volksmusik“ und irgendwann auch der „Grand Prix Eurovision de la Chanson“, heute bekannt als Eurovision Song Contest. Brauchtum und heimelige Vorfreude gab es auch in der BR-Sendung „Weihnachten mit Carolin Reiber“. 

Roter Teppich und Ehrenamt

Auch auf Roten Teppichen und Festen lässt sich Reiber immer wieder sehen, vom Oktoberfest bis zu den Bayreuther Festspielen – je nach Anlass im feschen Dirndl, im schicken Kostüm oder im eleganten Abendkleid. Früher erschien sie auch in Begleitung ihres Gatten, der 2014 starb. 

Ihren Ruhm nutzt die Münchnerin für soziale Zwecke, so engagiert sie sich unter anderem bei dem katholischen Hilfswerk Misereor, das ihr dafür sogar die Goldene Ehrennadel verlieh. 

Der Charme des rollenden „R“

Viele Preise gab es für die Münchnerin, den Bambi ebenso wie den bayerischen Verdienstorden. Und 2020 wurde sie mit dem Bayerischen Fernsehpreis gewürdigt, den ihr Ministerpräsident Markus Söder (CSU) überreichte – auch er ein Fan, nannte er sie doch die „charmanteste Stimme“ Bayerns. 

Doch es gab auch Jahre, in denen ihre bairische Sprachfärbung nicht gut ankam. So habe sie ein Sendeleiter im Fernsehen deshalb mal in den Sprechunterricht geschickt. Doch die Zuschauer beschwerten sich und so blieb es beim rollenden „R“.

Glück im Kleinen

Dass Reiber trotzdem kein großes Aufsehen will, passt zu ihrer bodenständigen Lebenseinstellung. Sie freue sich an kleinen Dingen, den Jahreszeiten, der Natur, verriet sie mal. „Glück ist, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen.“