Wie ticken die Rheinland-Pfälzer? Das untersucht eine Studie nun zum zweiten Mal. Am politisch rechten Rand und bei Menschen mit geringem Einkommen ist die Unzufriedenheit am größten.
Die Sorgen der Menschen in Rheinland-Pfalz vor der Zukunft haben zugenommen – und besonders am politisch rechten Rand steigen Unzufriedenheiten, antidemokratische Einstellungen und auch die Gewaltbereitschaft merklich. Das sind zentrale Ergebnisse des repräsentativen „Rheinland-Pfalz-Monitors 2025“, den der Politologe Uwe Jun in Mainz vorstellte. Dabei verglich der Wissenschaftler der Universität Trier die Daten mit dem ersten Monitor aus dem Jahr 2023.
Die Mehrheit der Befragten (68 Prozent) hat demnach etwas bis sehr große Sorgen vor Kriminalität im Alltag. Dass Deutschland in einen Krieg in Europa verwickelt werden könnte, macht sogar fast drei Viertel der Befragten (74 Prozent) Sorgen. Was ihre persönliche Situation betrifft, so sind die Menschen am unzufriedensten mit dem Angebot an bezahlbaren Wohnraum, vor allem in Großstädten.
Einwanderung gilt als Hauptproblem – aber nicht Innere Sicherheit
„Die Problemwahrnehmung ist im Wesentlichen gleich geblieben“, sagte Jun. Flüchtlinge, Einwanderung, Asylpolitik und Integration wurde von 17 Prozent (plus zwei Punkte) als wichtigstes politisches Problem genannt – gefolgt von Mobilität, Verkehr und Infrastruktur (16 Prozent, plus vier Punkte).
Auf Platz drei rangierte Schule und Bildung. Umwelt- und Klimafragen verloren in der Wahrnehmung der Menschen an Bedeutung (zwei Prozent, minus sechs Punkte). Innere Sicherheit, Kriminalität und Terror waren nur für zwei Prozent das wichtigste politische Problem.
Menschen mit niedrigem Einkommen machen sich mehr Sorgen
„Während die Institutionenzufriedenheit etwas zugenommen hat und die bisherige politische Entwicklung im Land als eher positiv wahrgenommen wird, sind Zukunftssorgen und Zukunftspessimismus gewachsen“, stellte Jun fest. Er ist geschäftsführender Direktor des Trierer Instituts für Demokratie- und Parteienforschung. Mit Institutionen sind die Landesregierung, der Landtag, Bürgermeister und Stadtparlamente gemeint.
Vor allem Menschen mit formal niedrigerer Bildung und niedrigerem Einkommen hätten sich in vielerlei Fragen unzufrieden, sorgenvoller und zum Teil auch radikaler gezeigt.
Landtagspräsident sieht Antisemitismus als Bedrohung
„Als Bedrohung für die Demokratie und Schande für Deutschland“ sieht Landtagspräsident Hendrik Hering den zunehmenden Antisemitismus, der sich auch in den Daten zeige. Ebenso bedenklich seien die wachsenden Radikalisierungstendenzen, insbesondere im rechtsextremen Bereich.
Der Landtag ist Auftraggeber und Finanzier der Studie. Ziel ist es, auf wissenschaftlicher Basis und fortlaufend die politische Kultur und Demokratiezufriedenheit zu vermessen. Hering will die Studie 2027 fortsetzen.
Für den Monitor wurden vom 19. Mai bis 6. Juni dieses Jahres von Infratest dimap 1.417 Menschen telefonisch oder online befragt. Der Abschlussbericht soll 2026 veröffentlicht werden.