Im Gotthard-Tunnel steht die deutsche Bohrmaschine „Paulina“ seit Juni still – laut Behörden nicht wegen eines Defekts, sondern aus Vorsicht. Wie es mit dem Projekt jetzt weitergeht.
Seit Juni steht eine deutsche Tunnelbohrmaschine im Schweizer Gotthard-Tunnel wegen „schwieriger geologischer Verhältnisse“ still. Die Maschine „Paulina“ sei aber entgegen Medienberichten nicht blockiert, sondern „kontrolliert angehalten“ worden und weiter voll einsatzfähig, präzisiert das schweizerische Bundesamt für Straßen (Astra) auf Nachfrage.
Die Baufirma hatte im Juni mehrfach Alarm geschlagen, weil die Maschine des Herstellers Herrenknecht aus Schwanau rund 140 Kilometer südwestlich von Stuttgart nicht wie gewünscht vorankam. Das geht aus Protokollen hervor, die das Magazin „Report“ des Schweizer Fernsehen SRF vom Astra anforderte. Danach warnte die Baufirma am 18. Juni vor dem Risiko, dass die Maschine steckenbleibt, meldete zahlreiche Probleme mit dem Gestein und empfahl am 23. Juni, die Arbeiten einzustellen. Wenige Stunden später stoppte die Maschine nach nur 190 Metern.
Astra: „Bloccata“ heißt nicht „blockiert“
Die Baufirma schreibt nach Angaben von SRF am nächsten Morgen: „Der Kopf der Tunnelbohrmaschine ist blockiert.“ Der Tunnelbohrkopf lasse sich nicht mehr drehen. Die Protokolle sind auf Italienisch, im Original heißt es dort: „bloccata“, wie das Astra bestätigt. Doch sei die gängige Übersetzung aus vielen Wörterbüchern mit „blockiert“ hier falsch. Je nach Kontext könne der Ausdruck auch „angehalten“ oder „festgefahren“ bedeuten. In diesem Fall beschreibe der Begriff einen „kontrollierten Stillstand“. Die Firma Herrenknecht darf sich eigenen Angaben zufolge aus vertraglichen Gründen nicht dazu äußern.
Paulina soll bald weiterbohren
Wie geht es nun weiter im Gotthard-Tunnel, wo „Paulina“ von Süden aus den Tunnel für eine zweite Straßenröhre vorantreiben soll? „Der Vortrieb mit „Paulina“ wird wieder aufgenommen, sobald die anspruchsvollen Gebirgsverhältnisse im Sprengvortrieb überwunden sind“, sagte ein Astra-Sprecher. Die Sprengarbeiten sollen sechs bis acht Monate dauern. Das Astra hält aber an der geplanten Eröffnung des Tunnels im Jahr 2030 fest.
Der Gotthard-Straßentunnel ist eine wichtige Nord-Süd-Verbindung durch die Alpen, die jedes Jahr auch von deutschen Urlaubern auf den Weg in den Süden genutzt wird. Nach der Sanierung der ersten Röhre soll es dann je eine einspurige Fahrbahn pro Fahrtrichtung und Tunnel geben. Die Röhren mit rund 17 Kilometern verbinden Göschenen im Kanton Uri mit Airolo im Kanton Tessin.