Die USA verschärfen ihr Vorgehen gegen mutmaßliche Drogenschmuggler in Lateinamerika: US-Verteidigungsminister Pete Hegseth schrieb am Dienstag im Onlinedienst X, bei drei neuen US-Luftangriffen auf Drogenboote im Ostpazifik seien 14 Menschen getötet worden. Hegseth begründete den von Präsident Donald Trump angeordneten Einsatz mit dem Kampf gegen „Narko-Terroristen, die mehr Amerikaner getötet haben als Al-Kaida, und die genauso behandelt werden“.
Hegseth, der sich „Kriegsminister“ nennt, spielte damit auf das islamistische Terrornetzwerk Al-Kaida an und den von den USA geführten „Krieg gegen den Terror“ nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Nach Trumps erneutem Amtsantritt vor gut neun Monaten hatte seine Regierung eine Reihe von Drogenbanden aus Venezuela und anderen Ländern Lateinamerikas zu „Terrororganisationen“ erklärt. Seit September töteten die USA mit Luftangriffen in der Karibik und im Ostpazifik nach eigenen Angaben mindestens 57 mutmaßliche Rauschgiftschmuggler und versenkten 14 Boote.
Die neuerlichen Angriffe galten laut Hegseth insgesamt vier Booten, mit der bisher höchsten Opferzahl an einem einzigen Tag. Er veröffentlichte auf X Videos der Angriffe auf zwei vertäute Schiffe sowie zwei weitere Boote, die mit hoher Geschwindigkeit über das Wasser fuhren. Ein Mensch überlebte demnach. Die Marine Mexikos bestätigte Angaben des Pentagonchefs, sie sei an einer Rettungsaktion vor der eigenen Küste beteiligt.
Völkerrechtler zweifeln die Rechtmäßigkeit der Tötungen an. „Nach internationalem Menschenrecht ist die vorsätzliche Anwendung tödlicher Gewalt nur als letztes Mittel gegen eine Person zulässig, von der eine unmittelbare Lebensgefahr ausgeht“, erklärte die Sprecherin des UN-Menschenrechtsbüros, Marta Hurtado Gomez, nach einem US-Angriff auf ein Boot in der Karibik mit mindestens sechs Toten vom Freitag.
Die Trump-Regierung hat zudem in keinem der Fälle Beweise vorgelegt, dass es sich wirklich um Drogenschmuggler handelt. „Die vier Schiffe waren unserem Geheimdienstapparat bekannt, da sie entlang bekannter Drogenhandelsrouten unterwegs waren und Rauschmittel transportierten“, schrieb Hegseth.
Washington wirft vor allem Venezuela vor, den Drogenschmuggel in die USA aktiv zu fördern und damit die Sicherheit der Vereinigten Staaten und ihrer Bürger zu gefährden. Venezuelas linksnationalistischer Präsident Nicolás Maduro spricht dagegen von illegalen „Hinrichtungen“ und vermutet dahinter US-Pläne zu seinem Sturz.
Das US-Drohpotenzial ist jedenfalls beträchtlich: Die Trump-Regierung hat mehrere Kriegsschiffe in die Region entsandt sowie F-35-Tarnkappenflugzeuge. Zudem hat Trump nach eigenen Worten Einsätze des Auslandsgeheimdienstes CIA in Venezuela gebilligt. Die Frage nach einer möglichen Entmachtung Maduros ließ der Präsident zwar unbeantwortet. Er sagte aber Mitte Oktober, Venezuela bekomme die „Hitze“ zu spüren.
Venezuela gilt anders als Kolumbien nicht als maßgeblicher Drogenproduzent in Südamerika, allerdings verlaufen durch das südamerikanische Land Schmuggelrouten. Kolumbien hatte den USA kürzlich vorgeworfen, bei einem der Einsätze einen unbeteiligten Fischer getötet zu haben.
Ecuador, das mit den USA verbündet ist, stellte „verschiedenen Ländern“ wie den USA eine Militärbasis auf den Galapagos-Inseln in Aussicht, die als Naturparadies gelten. Sie könne zum Kampf gegen den Drogen- und Ölschmuggel genutzt werden, sagte Präsident Daniel Noboa.