Militär: Schuss auf Soldaten: Bundeswehr will Lehren aus Panne ziehen

Ein Vorfall bei einer Bundeswehr-Großübung wirft Fragen auf: Weshalb waren Polizei und Kommunen nicht besser informiert? Die Bundeswehr will nun nachbessern.

Nach dem schweren Zwischenfall bei einer Großübung vergangene Woche im Landkreis Erding hat die Bundeswehr nach eigenen Angaben ihre Kommunikationswege überprüft und intensiviert. „Wir haben ein ureigenes Interesse daran, dass so etwas nicht wieder passiert“, sagte General Sandro Wiesner zum Abschluss der mehrtägigen, bayernweiten Übung in Niederaichbach (Landkreis Landshut). Die Bundeswehr unterstütze die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen in dem Fall, der „Gott sei Dank glimpflich abgelaufen“ sei.

Zum Auftakt der Großübung vergangenen Mittwoch hatte es einen Schusswechsel zwischen Angehörigen von Polizei und Bundeswehr gegeben, bei dem ein Soldat der Feldjäger leicht verletzt worden ist. Zuvor hatte ein Bürger der Polizei eine verdächtige Person mit Waffe – einen Bundeswehr-Angehörigen – gemeldet. Unklar ist, weshalb weder die Öffentlichkeit noch die örtliche Polizei ausreichend über das geplante Manöver informiert waren. 

Übung nach Vorfall unterbrochen

Die Bundeswehr habe über das normale Maß hinaus mit den zivilen Trägern kommuniziert und öffentliche Behörden im Vorfeld informiert, sagte Oberst Marco Langhorst. Nach dem Vorfall sei die Übung zunächst unterbrochen worden. „Wir haben sehr intensiv diskutiert, ob wir die Übung fortsetzen oder nicht, und sind zu einem klaren Entschluss gekommen, gemeinsam mit dem Innenministerium, gemeinsam mit den Polizeibehörden, dass daran festzuhalten ist.“

Als Konsequenz sei intensiver über die Übung informiert worden, unter anderem an einem Bürgertelefon. „Wir haben nahezu eine Standleitung mit den Polizeibehörden gehabt. Wir haben sämtliche Lagen noch mal in Richtung der Landratsämter kommuniziert.“

Der Oberst schränkte aber auch ein, dass in dynamischen Lagen – wie sie geübt werden sollten – das militärische Führungspersonal sehr schnell handeln müsse, ohne die Lagen vorher zu kennen. „Das führt auch dazu, dass ich nicht alle Ortsangaben, alle Zeitangaben, alle Straßen, alle Plätze im Vorfeld bekanntgeben kann, weil der militärische Führer, das Führungspersonal, das dort eingesetzt ist, entsprechend reagieren muss.“

Keine konkreten Übungsinhalte bekanntgewesen

Ein Sprecher der Stadt Erding räumte im Gespräch mit der dpa ein, dass die Stadt grob darüber informiert worden war, dass eine Übung der Bundeswehr-Feldjäger bevorstehe. Es seien aber keinerlei konkrete Übungsinhalte und auch keine Örtlichkeiten bekanntgewesen. So habe sich das Geschehen in der vergangenen Woche unmittelbar neben einem Sportgelände zugetragen, auf dem Kinder trainierten. Sie hätten unter dem Eindruck von Schussgeräuschen in die Umkleidekabinen in Sicherheit gebracht werden müssen. Aus Sicht der Stadt stelle dies eine völlig unnötige Verunsicherung dar.

Langhorst sprach abschließend von einem Übungserfolg. „Die enge Verzahnung zwischen Rettungsdiensten, Polizei, zivilen Behörden hat hier nicht nur gut funktioniert, sondern hat sehr gut funktioniert.“ Dennoch könnten Lehren aus der Übung gezogen werden. „Die Stellen wollen und werden sich nach dieser Übung zusammensetzen“, sagte der Oberst. Und weiter: „Es gilt, dass wir bei einer nächsten Übung oder gar bei einer realen Krise besser aufgestellt sind zur Sicherheit der Menschen in unserem Land.“