Prinz Andrews einzige sichere Einnahme ist eine Pension aus seiner Zeit bei der Royal Navy – rund 20.000 Pfund im Jahr. Dagegen stehen jedoch horrende Ausgaben in Millionenhöhe. Wie geht das?
Sein Bruder, König Charles III., strich ihm 2024 seine Zuwendung von einer Million Pfund jährlich, trotzdem lebt Prinz Andrew weiter in der 30-Zimmer-Residenz Royal Lodge in Windsor. Wie finanziert der in Ungnade gefallene Bruder des Königs seinen aufwendigen Lebensstil?
Der „Guardian“ ist diesem Gedanken nun nachgegangen und berichtet, dass Andrew seine Finanzen weitgehend geheimhält. Offiziell besitzt er keine Einkommensquelle, die den Unterhalt des luxuriösen Anwesens oder seines einstigen Chalets in der Schweiz rechtfertigen würde. Für die Royal Lodge zahlt er seit 2003 keine Miete, muss das Gebäude aber auf eigene Kosten instandhalten. Schon die Renovierung nach dem Tod seiner Großmutter, der Mutter der Queen, die dort bis 2002 gelebt hatte, verschlang rund 7,5 Millionen Pfund. Allein für aktuelle Reparaturen werden rund zwei Millionen Pfund veranschlagt. Hinzu kommen rund drei Millionen Pfund im Jahr für Sicherheitskräfte, seit König Charles die Finanzierung gestrichen hat.
Öffentliche Aufzeichnungen belegen, dass der zweitälteste Sohn der verstorbenen Königin zwischen 1978 und 2010 als arbeitendes Mitglied der Königsfamilie Zahlungen aus der Staatskasse erhielt. Im Jahr 2011 reformierte Premierminister David Cameron die Finanzierung der Monarchie. Cameron schaffte die regelmäßige Veröffentlichung der Beträge ab, die Prinz Andrew und andere Mitglieder der Windsors erhielten, um „die unangenehmen jährlichen Debatten über königliche Ausgaben“ zu vermeiden.
Prinz Andrews letztes offizielles Einkommen war eine Viertelmillion Pfund
Die letzte bekannte Zahl für royale Dienste stammt aus dem Jahr 2010 und betrug 249.000 Pfund jährlich. Außerdem habe ihn seine Mutter, die Queen, privat unterstützt, heißt es. 2019 musste er nach seinem verheerenden BBC-Interview über Jeffrey Epstein und Missbrauchsopfer Virginia Giuffre von seinen royalen Pflichten zurücktreten.
Vom Tod der Queen im September 2022 dürfte Prinz Andrew hingegen kaum profitiert haben. Das gesamte Privatvermögen von rund 400 Millionen Pfund ging direkt an König Charles über, um die Erbschaftssteuer zu vermeiden. Seit 1993 gilt im Vereinigten Königreich: Wird das Vermögen eines Monarchen direkt an den Nachfolger übertragen, entfällt die Erbschaftssteuer. So ging der gesamte Nachlass der Queen an König Charles III., um den königlichen Besitz zu bewahren – eine Aufteilung unter den übrigen Kindern hätte eine Steuerlast von rund 40 Prozent ausgelöst. Charles soll seine Geschwister danach nur noch freiwillig unterstützt haben, ehe er die Zahlungen an Andrew ganz einstellte.
Zusätzlich belasteten Prinz Andrew in den vergangenen Jahren hohe Sonderausgaben. Besonders der außergerichtliche Vergleich mit Virginia Giuffre, die ihm sexuellen Missbrauch vorwarf, dürfte ein tiefes Loch in seine Finanzen gerissen haben. Die Einigung Anfang 2022 soll Andrew rund zwölf Millionen Pfund gekostet haben. Britische Medien berichten, dass seine Mutter einen erheblichen Teil dieser Summe aus ihrem Privatvermögen zugeschossen hat, um eine öffentliche Verhandlung zu vermeiden. Er selbst verkaufte auch das 2014 erworbene Chalet Helora im Schweizer Ferienort Verbier für 18 Millionen Pfund. Ein luxuriöses Haus mit Blick auf die Alpen. Mutmaßlich, um offene Schulden und die Giuffre-Zahlung zu begleichen.
Er umgab sich offenbar schon immer mit fragwürdigen Menschen
Auch Andrews frühere geschäftliche Aktivitäten werfen ein Licht auf seine finanzielle Situation. In den 2000er-Jahren nutzte er als britischer Handelsbeauftragter seine Position, um Kontakte zu reichen Unternehmern und Politikern zu pflegen, darunter Diktatoren wie den libyschen Staatschef Muammar al-Gaddafi oder den kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew. Sein ehemaliges Haus in Ascot, ein Hochzeitsgeschenk der Queen, verkaufte er an Nasarbajews Schwiegersohn, angeblich drei Millionen Pfund über Marktwert. Später soll er 60.500 Pfund von dem britischen Geschäftsmann Adrian Gleave erhalten haben, dessen Investmentfirma in ein Betrugsverfahren verwickelt ist.
Addiert man seine bekannten Kosten, ergibt sich ein deutliches Defizit. Den geschätzten jährlichen Ausgaben von rund 5,7 Millionen Pfund (2 Millionen Pfund für die Instandhaltung der Royal Lodge, 3 Millionen Pfund für die Sicherheit sowie Personal und Lebenshaltung) stehen nur 20.000 Pfund Pension gegenüber. Selbst die früheren Zuwendungen von Charles hätten die laufenden Kosten kaum gedeckt.
Jetzt soll Prinz Andrew britischen Medienberichten zufolge auch noch kurz davorstehen, die Royal Lodge in Windsor verlassen zu müssen. Obwohl er dort laut Mietvertrag noch bis 2078 wohnen dürfte, wächst der politische und öffentliche Druck auf ihn, die Residenz aufzugeben. Laut „Guardian“ befindet sich Andrew in fortgeschrittenen Gesprächen über einen möglichen Auszug, während Regierungsvertreter ihn offen zum Verlassen des Anwesens auffordern.
Der Prinz soll einem Umzug nur zustimmen wollen, wenn er im Gegenzug eine andere standesgemäße Unterkunft erhält, etwa das frühere Zuhause von William und Kate, Adelaide Cottage, oder den ehemaligen Wohnsitz von Prinz Harry und Meghan, das Frogmore Cottage. Seine derzeitige Mitbewohnerin und Ex-Frau, Sarah Ferguson, solle dann jeweils das andere Haus zugeteilt bekommen, heißt es bei dem britischen Newsportal „The Sun„. Doch auch diese Immobilien werden im Unterhalt mehr kosten als seine Militärpension. In Wahrheit ist also unklar, wovon der Herzog von York seinen Lebensstil finanziert.