Todesfall: DeJohnette ist tot: Einer der letzten Jazzgiganten

Jack DeJohnette hat als einer der weltbesten Jazzdrummer Musikgeschichte geschrieben. Größen wie Miles Davis und John Coltrane gehörten zu seinen Partnern. Nun ist der Vollblutmusiker gestorben.

Er spielte mit Legenden wie John Coltrane, Bill Evans und Miles Davis: Jack DeJohnette war einer der bedeutendsten Jazzdrummer seiner Generation. Jetzt ist der Schlagzeuger, Pianist und Komponist im Alter von 83 Jahren gestorben, wie sein Management der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Auch das Label ECM bestätigte den Tod des Musikers.

Einer der gefragtesten Schlagzeuger seiner Generation

Ein fließender Stil, eine außergewöhnliche Musikalität und ein breitgefächertes Repertoire: DeJohnette war einer der gefragtesten Schlagzeuger der Musikgeschichte. Blues, Bebop, Hard Bop, Soul-Jazz und Rock-Jazz: Nur wenige waren stilistisch so breit aufgestellt wie er.

Ornette Coleman, Sonny Rollins, Sun Ra, Jackie McLean, Thelonious Monk, Bill Evans, Stan Getz, Keith Jarrett, Chet Baker, George Benson und Herbie Hancock: Die Liste der Künstler und Stars, mit denen er zusammengearbeitet hat, ist beachtlich. Ab den 1970er Jahren war er auch Hausschlagzeuger des deutschen Labels ECM. In deren Münchner Studios nahm er zahlreiche Platten auf wie „Special Edition“, „Song X“ und „New Directions“ – als Sideman, Leader oder unter eigenem Namen.

Er sei ein Farbenkünstler, sagte der Vollblutmusiker der „taz“ einmal in einem Interview. Er trommele „wie ein Maler, der Pastelle, Öl- und Wasserfarben aufträgt“. Und so vermischte und integrierte der Jazz-Freigeist zahlreiche Einflüsse und Klänge. Er näherte sich der E-Gitarre und dem Synthesizer ebenso wie dem New Age und der afrikanischen Musik

Klänge aus allen Musikrichtungen

Kaum ein anderer ließ Klänge aus allen Musikrichtungen so einfließen und sein Schlagzeug so schwingen wie er. Denn als Kind hatte er alle Arten von Musik gehört und sie nie in Kategorien eingeteilt. Er habe Opern gehört, Country- und Westernmusik, Rhythm and Blues, Swing und Jazz, sagte er in Interviews. Für ihn sei das alles Musik gewesen und alles großartig.

DeJohnette wurde am 9. August 1942 in Chicago geboren. Vom vierten bis zum vierzehnten Lebensjahr spielte er Klavier, bevor er auf der High School zum Schlagzeug wechselte und Musik studierte. Eines seiner Vorbilder war der Jazzpianist Ahmad Jamal (1930-2023), ein Wunderkind und Idol für Generationen von Musiker und Musikerinnen. 

Seine Karriere begann 1966 in New York. Er wirkte in dem Ensemble des Jazzsaxophonisten John Coltrane mit, dann mit dem Quartett von Charles Lloyd, zu dem auch der junge Pianist Keith Jarrett gehörte. Mit ihm und dem Bassisten Gary Peacock gründete DeJohnette in den 80er Jahren das berühmte Keith Jarrett Trio.

Schlagzeug als Melodie-Instrument

Zu den wohl bedeutendsten Alben des Trios gehört „Bye Bye Blackbird“, eine Hommage an den 1991 verstorbenen Trompeter Miles Davis, mit dem zusammen DeJohnette zwischen 1969 und 1971 gespielt hatte. Mit dem Star-Jazzer nahm er das epochale Album „Bitches Brew“ auf, das als die Geburtsstunde des Jazz-Rock gilt.

DeJohnettes Musikalität galt unter Jazzdrummern als selten. Weil er auch Klavier spiele, höre er beim Drummen immer Harmonien, Melodien und Rhythmen, sagte er in dem „taz“-Gespräch. Menschen in der westlichen Welt hörten Drums nicht als melodisches Instrument, sondern als Begleitung. Er aber spiele damit Melodien.