Wegen der Geflügelpest prüfen viele Landkreise strengere Auflagen. Der Landkreis Gifhorn macht nun Ernst – und ordnet als erster eine flächendeckende Stallpflicht an.
Erstmals in diesem Jahr gilt in Niedersachsen eine kreisweite Stallpflicht: Nach einem bestätigten Nachweis der Vogelgrippe hat der Landkreis Gifhorn eine sofortige Stallpflicht für Geflügel erlassen. Die Maßnahme tritt ab Samstag in Kraft und gilt zunächst auf unbestimmte Zeit für den gesamten Landkreis, wie die Verwaltung mitteilte. Das Friedrich-Löffler-Institut habe zuvor entsprechenden Befunde übermittelt.
Die Stallpflicht betrifft nach Angaben der Behörde sowohl private als auch gewerbliche Tierhaltungen. Bereits am Donnerstag hatte die Verwaltung mitgeteilt, dass bei einem in Wasbüttel gefundenen Kranich der Verdacht auf Geflügelpest bestehe.
Land mahnt zu Vorsicht
Ob eine Stallpflicht nötig ist, entscheiden die Landkreise nach einer eigenen Risikobewertung, wie das Agrarministerium mitteilte. Einige Kreise hätten diese Bewertung bereits vorgenommen, sie könne sich jedoch täglich ändern. Niedersachsen selbst könne seit 2014 keine landesweite Stallpflicht mehr verhängen.
Das Ministerium appelliert an alle Halterinnen und Halter, die Sicherheitsvorgaben ernst zu nehmen. „Das Gebot der Stunde ist Biosicherheit“, sagte eine Sprecherin des Ministeriums. Eine Stallpflicht sei nur eine von mehreren Möglichkeiten, das Virus einzudämmen. Die Landkreise könnten auch andere Maßnahmen ergreifen – etwa Einschränkungen beim Transport oder zusätzliche Hygienevorgaben.
„Wir betrachten die Lage natürlich mit einer gewissen Ernsthaftigkeit, weil wir in Niedersachsen als Tierhaltungsland ganz besonders betroffen sein könnten“, sagte die Sprecherin. Man arbeite seit Jahren daran, die Geflügelpest einzudämmen, wirtschaftliche Verluste zu begrenzen und Tierleid zu vermeiden.
Fünf Ausbrüche im Oktober
Im Oktober wurden nach Angaben des Ministeriums bislang fünf Ausbrüche festgestellt: vier in Stallhaltungen im Landkreis Cloppenburg und einer in einem Freilandbetrieb im Landkreis Diepholz. Damit steigt die Zahl im laufenden Jahr auf 14. Am vergangenen Mittwoch sprach das Ministerium von mehr als 100.000 betroffenen Tieren.
Von einem sprunghaften Anstieg könne aber keine Rede sein, sagte die Sprecherin. Als Vergleich nannte sie das Jahr 2022. Im Oktober 2022 seien zehn Ausbrüche registriert worden, im gesamten Jahr 47.
Austausch mit Bundesministerium „kein Krisengipfel“
Als Ursache gelten laut Ministerium derzeit vor allem Zugvögel. „Das heißt, wenn die Wildvögel Niedersachsen passiert haben, dass die Zahlen dann auch wieder zurückgehen“, hieß es.
Am Donnerstagabend habe es zudem einen Austausch mit dem Bundesagrarministerium gegeben. Dabei sei es darum gegangen, den aktuellen Stand aus den Ländern zusammenzutragen und ein Gesamtbild zu erhalten. „Das war kein Krisengipfel“, stellte die Sprecherin klar.