Die europäische Umweltbehörde (EEA) hat die EU-Länder zu mehr Naturschutz und einer besseren Anpassung an den Klimawandel aufgerufen. Zwar seien „bedeutende Fortschritte“ bei der Verringerung von Treibhausgasemissionen und Luftverschmutzung gemacht worden, erklärte die EEA in einem am Montag veröffentlichten Bericht. In den kommenden Jahren seien aber schärfere Maßnahmen nötig, um für die Folgen des Klimawandels gewappnet zu sein. Das gelte auch für Deutschland.
Die EU-Länder müssten „die Umsetzung der bereits im Rahmen des Europäischen Green Deals vereinbarten politischen Maßnahmen und längerfristigen Schritte zur Förderung der Nachhaltigkeit vorantreiben“, forderte die EEA. Dabei geht es um ein Gesetzespaket, das unter anderem das Aus für neue Verbrenner-Autos ab 2035 sowie CO2-Preise für den Verkehr- und Gebäudesektor enthält. Die Umweltbehörde mahnte, diese Gesetze beizubehalten.
„Der Gesamtzustand der Umwelt in Europa ist nicht gut“, warnte die EEA. Die Natur des Kontinents sei „weiterhin von Zerstörung, Übernutzung und Verlust der biologischen Vielfalt betroffen“. Der Zustandsbericht der Behörde beruht nach Angaben der Autoren auf Daten aus 38 europäischen Staaten.
Insbesondere verwies die EEA auf zunehmende Wasserknappheit und die übermäßige Nutzung von Böden durch die Landwirtschaft. Etwa 81 Prozent der geschützten Lebensräume befänden sich in einer schlechten oder sehr schlechten Verfassung, bei 60 bis 70 Prozent der Böden habe sich der Zustand verschlechtert und 62 Prozent der Gewässer in keinem guten ökologischen Zustand. Der Klimawandel verschärfe die Wasserknappheit.
Die Behörde geht davon aus, dass insgesamt bis zu 40 Prozent des Wasserverbrauchs in der Landwirtschaft, der allgemeinen Wasserversorgung und der Energieerzeugung eingespart werden könnten. Dafür seien gesetzliche Vorgaben, neue Technologien, mehr Wasserwiederverwendung sowie eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit nötig.
In Deutschland sei zudem das Grundwasser in einem schlechten Zustand. „32,7 % der Gewässer erfüllen die chemischen Standards nicht, vor allem wegen der Nitrat- und Phosphorverschmutzung“, erklärte die EEA. Der Zustand von Oberflächengewässern wie Bächen und Seen sei „noch schlechter“.
Die Artenvielfalt gehe in der Bundesrepublik weiter zurück. Die EEA forderte, den Anteil der Bio-Höfe an der Landwirtschaft weiter zu steigern, den Energieverbrauch insgesamt zu senken und erneuerbare Energien weiter auszubauen. In all diesen Bereichen sei Deutschland bislang nicht auf Kurs für die EU-Ziele für das Jahr 2030. Beim Abfall gehe die Entwicklung sogar in die falsche Richtung, die Müllmenge sei in den vergangen Jahren gestiegen.
Eine wachsende Herausforderung stellten EU-weit auch indirekte Auswirkungen des Klimawandels dar, wie etwa Schäden an Gebäuden oder Infrastruktureinrichtungen durch Extremwetter. So verweist die EEA darauf, dass 19 Prozent der Europäerinnen und Europäer bei Hitze nicht in der Lage seien, in ihren Wohnungen eine angenehme Temperatur aufrechtzuerhalten.
Auch die finanziellen Auswirkungen von Extremwetterereignissen nahmen der Behörde zufolge zu. So seien die damit verbundenen jährlichen durchschnittlichen wirtschaftlichen Einbußen zwischen 2020 und 2023 um das Zweieinhalbfache größer gewesen als zwischen 2010 und 2019. Allein die Überschwemmungen in Slowenien im Jahr 2023 hätten Schäden im Umfang von 16 Prozent des nationalen Bruttoinlandsprodukts verursacht.
Deutlich positiver sind die EEA-Daten zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Luftverschmutzung. Zwischen 2005 und 2022 seien die Todesfälle im Zusammenhang mit Feinstaub in der Atemluft um 45 Prozent gesunken.