Ecstasy und mehr: Bilanz: Partydrogen-Check mindert Gefahren des Konsums

Ein Projekt der Suchthilfe in Thüringen soll helfen, etwa Überdosierungen zu verhindern. Nun zeigt eine Studie, wie gut das funktioniert – und dass nicht nur die Betroffenen profitieren.

Mit Entwurmungsmittel gestrecktes Kokain oder überdosierte Ecstasy-Tabletten: Um Drogennotfällen in der Party-Szene vorzubeugen, bietet die Suchthilfe in Thüringen seit einigen Jahren sogenanntes Drug-Checking mobil vor Ort auf Festivals und Raves an. Die Untersuchungen in dem mobilen Labor können tatsächlich helfen, die Gefahren des Konsums zu mindern. Das ist ein Ergebnis der wissenschaftlichen Begleitung des Projekts. Am Dienstag wurde der Abschlussbericht in Erfurt vorgestellt.

Partygänger seien eine schwer zu erreichende Zielgruppe, sagte Projekt-Koordinator Tim Hirschfeld. Mit dem Angebot etwa auf Festivals werde ihnen ein „ein niedrigschwelliger Zugang zur Suchtberatung“ geboten, sagte Hirschfeld, der wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Charité Berlin ist. Daneben lieferten die Analysen der Substanzen aus der Szene Erkenntnisse über den Drogen-Schwarzmarkt.

Warnungen vor hochdosierten Pillen und gestrecktem Koks

Diese Erkenntnisse könnten auch für Warnungen vor besonders gefährlichen Drogen und Chargen genutzt werden, sagte der Projekt-Koordinator der Suchthilfe in Thüringen, Patrick Krauße. Gewarnt werde dann bundesweit, nicht nur unmittelbar vor Ort bei der Party, bei der kontrolliert wurde. 

Insgesamt wertete das Team in den vergangenen fünf Jahren deutlich mehr als 600 Proben vor Ort auf Thüringer Festivals und bei Partys in Clubs aus. Das berichtete Felix Blei, der Geschäftsführer des Unternehmens, das die chemisch-toxikologischen Untersuchungen beim Drug-Checking übernimmt. In einem Transporter befindet sich das mobile Labor. 

„Jedes Jahr testen wir mehr Kokain“

„Jedes Jahr testen wir mehr Kokain“, benennt Blei eine Entwicklung, die sich durch die Checks beobachten lässt. Bei der Hälfte der Kokain-Analysen seien Verunreinigungen teils mit giftigen Mitteln festgestellt worden. Auch zeige sich ein zunehmender Wirkstoffgehalt etwa bei MDMA. Die im Zusammenhang mit Todesfällen von Jugendlichen bekanntgewordenen Ecstasy-Tablette „Blue Punisher“ sei über die Jahre ebenfalls immer wieder aufgetaucht.

Er erlebe immer wieder, dass die Menschen, die ihre Drogen analysieren lassen, auch auf den Konsum verzichten, sobald klar ist, dass die Substanz zum Beispiel verunreinigt oder hochkonzentriert sei, sagte Blei. Zum Projekt gehört aber auch, dass die Menschen, die das Angebot annehmen, auf die allgemeinen gesundheitlichen Risiken des Konsums hingewiesen werden.

Höchststand bei Drogentoten in Thüringen

Die offizielle Zahl der Drogentoten in Thüringen lag im vergangenen Jahr laut Gesundheitsministerium bei 49 Menschen. Sie starben an einer Überdosis oder anderen Folgen von Drogenkonsum. Das war der höchste Wert seit Beginn der Erfassung 2006.

Krauße hofft, dass mobile Angebot durch eine stationäre Anlaufstelle künftig ergänzen zu können. Wie lange das Drug-Checking so weitergehen kann, ist derweil unklar. Die aktuelle Förderung durch das Thüringer Gesundheitsministerium läuft bis Ende des Jahres.