Zwei mutmaßlich kriminelle Polizeibeamte sollen sich an Drogengeld bereichert haben. Die Plädoyers von Staatsanwalt und Verteidigern gehen weit auseinander – nach einer überraschenden Aussage.
Im Prozess gegen zwei Polizisten, die Drogenhändlern bei Kontrollen Bargeld abgenommen und sich damit bereichert haben sollen, hat der jüngere Angeklagte Vorwürfe gegen seinen Kollegen erhoben. Dieser sei bei den Kontrollen anwesend und eingeweiht gewesen – allein gehe das nicht. Die Aussage begründete der jüngere Angeklagte mit einem Todesfall in seiner Familie, daher wolle er den Prozess nicht mehr in die Länge ziehen. Das Urteil will das Gericht am Mittwoch verkünden.
Staatsanwalt fordert fünf Jahre Gefängnis für 34-Jährigen
Der Staatsanwalt forderte in seinem Plädoyer für den 34-jährigen Angeklagten eine Gefängnisstrafe von fünf Jahren. Für den 50-Jährigen hielt er hingegen eine Strafe von zwei Jahren auf Bewährung für angemessen – dieser habe eine Familie, keine Vorstrafen und damit eine positive Sozialprognose. Dem ebenfalls nicht vorbestraften 34-Jährigen bescheinigte er hingegen eine hohe kriminelle Energie und Fluchtgefahr.
Der Staatsanwalt sah den jüngeren Polizisten als die treibende Kraft des Duos. Der Ältere habe jedoch Kenntnis von den Taten gehabt und mindestens einen Teil der Beute erhalten. Beide Angeklagte haben laut Staatsanwalt ihr Amt als Polizisten missbraucht und das öffentliche Ansehen der Polizei erschüttert.
Ein Verteidiger des jüngeren Polizisten sprach sich für eine Bewährungsstrafe aus. Er verwies auf den großen medialen und politischen Druck und warnte davor, an seinem Mandanten ein Exempel zu statuieren. Er habe mit der Beute überwiegend bedürftigen Menschen geholfen und nach einer langen U-Haft schon viel Erziehung durch den Staat erfahren.
Diebstahl mit Waffen und Strafvereitelung im Amt vorgeworfen
Den beiden 34 und 50 Jahre alten Beamten wird unter anderem Diebstahl mit Waffen und Strafvereitelung im Amt vorgeworfen. Beide sollen durch die Straftaten jeweils etwas mehr als 6.000 Euro erlangt haben. Laut Anklage sollen die Streifenpolizisten keine polizeilichen Vorgänge zu den Kontrollen angelegt haben. Etwaige Sicherstellungen der Gelder sollen sie nicht dokumentiert haben.
Die Angeklagten sollen sich spätestens im April 2024 verabredet haben, vorzugsweise albanischen Drogenhändlern Geld wegzunehmen, um sich eine zusätzliche Einnahmequelle zu verschaffen. Dabei sollen sie ihre Dienstwaffen getragen haben.
Geständnis des 34-Jährigen
Der 34-Jährige hatte gestanden, Kokainhändlern Geld abgenommen zu haben. Das meiste will er an Süchtige und Obdachlose weitergegeben haben. Der mitangeklagte ältere Polizeibeamte hatte durch seinen Verteidiger alle Vorwürfe zurückgewiesen.