Prävention gegen Extremismus: Computerspiel warnt vor Gefahren des Islamismus

Ein Freund verändert sich, seine Ansichten zum Islam werden immer radikaler. Was tun? Damit man nicht sprachlos ist, soll ein Computerspiel helfen. Eingebunden ist auch der Verfassungsschutz.

Im Kampf gegen Islamismus setzt das Land Nordrhein-Westfalen auf ein Computerspiel, das vor den Gefahren von Extremismus warnt und zum Nachdenken anregen soll. NRW-Innenminister Herbert Reul und Medienminister Nathanael Liminski (beide CDU) stellten das Spiel „Wer ist Bilal?“ auf der Gamescom vor, das im Februar 2026 erscheinen soll und das Land 410.000 Euro kostet. Der Auftrag wurde nach dem islamistischen Anschlag von Solingen im vergangenen Jahr erteilt, umgesetzt hat ihn das Berliner Studio Paintbucket Games.

Man habe neue Wege gehen wollen, sagte Liminski. „Wir nutzen Gamification, denn wir müssen mit der Prävention dorthin gehen, wo die Radikalisierung stattfindet.“ Man wolle junge Menschen im Netz erreichen und sie sensibilisieren zu Desinformation und islamistische Radikalisierung. Das Spiel sei „kein Spielzeug, sondern ein Werkzeug“, um Radikalisierung im Netz entgegenzutreten. Möglichst viele junge Menschen sollten erreicht werden. 

Bei dem Game waren auch der Landesverfassungsschutz und das NRW-Innenministerium eingebunden. Innenminister Reul wies darauf hin, dass junge Leute den Verfassungsschutzbericht in der Regel nicht lesen. Stattdessen verbrächten sie viel Zeit in der Internet- und Gaming-Welt, daher sei es folgerichtig, Präventionsarbeit auch dort zu betreiben. Ein ähnliches Spiel namens „Leons Identität“, das rund 200.000 Euro gekostet hatte, hatte das Land NRW ebenfalls in Auftrag gegeben. Es kam 2020 heraus und hat seither rund 350.000 Downloads. 

Im Vorgängerspiel geht es um Rechtsradikalismus

In „Leons Identität“ geht es um das Abdriften eines Jugendlichen in die rechte Szene, das neue Spiel zeigt den Weg und die Gefahren von Islamismus. „Wir machen Menschen mit dem Game nachdenklich – schon das lohnt sich“, sagt Reul. Das Bilal-Spiel werde besser als Leons Identität, weil es kommunikativer und interaktiver sei, das andere sei „eher ein Zuschau-Spiel“ gewesen.

In „Wer ist Bilal?“ schlüpft der Spielende in die Rolle eines Freunds von einem Jungen namens Finn. Der Freund wird eines Tages von Finns Mutter kontaktiert und um Hilfe gebeten, sie ist verzweifelt über die Wesensveränderung ihres Sohnes. Der Protagonist soll Finn, der sich in Bilal umbenannt hat, überzeugen, aus der islamistischen Szene auszusteigen. Das Spiel soll auch als App herauskommen. Nach Einschätzung des Paintbucket-Chefs Jörg Friedrich dauert es etwa zwei Stunden, um es durchzuspielen.