Christina Block bestreitet, die Entführung ihrer Kinder aus Dänemark in Auftrag gegeben zu haben. Ihre Erklärung wirft bei den Prozessbeteiligten allerdings viele Fragen auf.
Nach der Entführung ihrer Kinder aus der Obhut ihres Vaters in Dänemark strebte die Hamburger Unternehmerin Christina Block nach eigenen Worten eine Kooperation mit der Polizei an. „Ich war erleichtert, dass die Polizei involviert war“, sagte die Angeklagte auf eine Frage im Prozess vor dem Hamburger Landgericht.
Dabei bezog sie sich auf den Abend des 1. Januar 2024. Damals hatte die 52-Jährige ihre beiden jüngsten Kinder erstmals nach Jahren unter konspirativen Umständen auf einem Bauernhof in Süddeutschland wiedergesehen.
Handynummer sollte der Polizei gegeben werden
Nach eigener Aussage hatte sie ihrem Lebensgefährten, dem ehemaligen Sportmoderator Gerhard Delling (66), die Nummer des Handys, das ihr von den Entführern überreicht worden war, gegeben, um diese an die Polizei weiterzureichen. Ihr persönliches Handy hatte sie nach eigener Darstellung auf Anweisung der Sicherheitsfirma nicht auf die Fahrt nach Süddeutschland zu ihren Kindern mitnehmen dürfen.
Nach Angaben der Staatsanwältin notierte ein Polizeibeamter jedoch, dass Frau Block nach Angaben von Delling nur schlecht erreichbar sei. Delling ist wegen Beihilfe angeklagt. Er bestreitet die Vorwürfe, so wie seine Lebensgefährtin und die übrigen fünf Angeklagten.
Der Tochter des Gründers der Steakhaus-Kette „Block House“, Eugen Block, wird vorgeworfen, die Rückholaktion ihrer beiden jüngsten Kinder in Auftrag gegeben zu haben. In der Nacht zum 1. Januar 2024 hatten laut Anklage mehrere Mitarbeiter eines Sicherheitsunternehmens den damals zehn Jahre alten Sohn und die 13-jährige Tochter nach Deutschland entführt.
Block: Erst später von Gewaltvorwürfen bei Entführung erfahren
Vier Tage nach der Entführung waren die Kinder auf Anordnung des Oberlandesgerichts wieder zu ihrem Vater in Dänemark gebracht worden. Von den Gewaltvorwürfen bei der Entführung ihrer Kinder will Christina Block erst Tage später aus den Medien erfahren haben. Ihr Sohn und ihre Tochter hätten ihr persönlich davon nicht berichtet und sie habe die Kinder zu den Vorfällen in der Tatnacht auch nicht befragt, um sie erst einmal in Ruhe zu lassen, sagte Block.
Als sie das gelesen habe, sei sie „wahnsinnig beunruhigt“ gewesen. Es sei ihr gelungen, eine Mitarbeiterin der beschuldigten Sicherheitsfirma, die sich Olga nannte, zu erreichen. Diese Frau sei für sie in den Monaten zuvor eine wichtige Ansprechpartnerin gewesen. Auf die Frage, ob es zu Gewalt gekommen sei, habe die geantwortet, das sei alles übertrieben. „Sie sagte mir, das sei so nicht gewesen“, berichtete Block.
Nach Angaben der Hamburger Staatsanwaltschaft sollen die Entführer die Fahrzeuge in der Nähe der Grenze gewechselt haben. Dabei verschlossen sie den Kindern mit Klebeband den Mund. Die damals 13 Jahre alte Tochter sei an den Händen gefesselt worden. Mit einem Wohnmobil fuhr die Gruppe demnach weiter nach Baden-Württemberg. Von dort wurden sie am 2. Januar 2024 zusammen mit ihrer angereisten Mutter nach Hamburg gefahren.
Vater hatte Kinder 2021 bei sich in Dänemark behalten
Im August 2021 hatte der Vater die beiden Kinder nach einem Wochenendbesuch bei sich behalten. Das Hanseatische Oberlandesgericht sprach danach der Mutter das alleinige Aufenthaltsbestimmungsrecht zu und verpflichtete den Vater zur Herausgabe der Kinder. Die dänische Justiz lehnte eine Durchsetzung des Beschlusses jedoch ab.
Am vergangenen Freitag hatte die Vorsitzende der Strafkammer mit der minuziösen Befragung begonnen. Dabei räumte Block ein, dass sie mit Beratern und Sicherheitsfirmen verschiedene Möglichkeiten einer Rückholung erwogen hatte, unter anderem eine Fahrt mit einem Boot über die Flensburger Förde zum Haus ihres Ex-Mannes in Süddänemark. Sie betonte zugleich, dass es sich um hypothetische Überlegungen gehandelt habe.