Die Flüchtlingsstadt in Tegel wird zu einem neuartigen Ankunftszentrum umgebaut. Nun steht fest: Ein wichtiger Player vor Ort zieht sich zurück.
Die landeseigene Messe Berlin GmbH beteiligt sich nicht an dem 2026 geplanten Umbau der großen Flüchtlingsunterkunft Tegel zu einem Aufnahmezentrum für Geflüchtete. „Die Messe Berlin zieht sich auf eigene Initiative aus Tegel zurück“, sagte eine Sprecherin. Darüber sei man schon länger mit dem Land im Gespräch. Zuvor hatte der „Tagesspiegel“ berichtet.
„Angesichts des wachsenden Veranstaltungsgeschäftes möchten wir uns in Zukunft auf unser Kerngeschäft konzentrieren und unser Engagement in Tegel schrittweise reduzieren“, so die Sprecherin. Sofern gewünscht, werde man die Übergangsphase begleiten, um den Wechsel so effizient und reibungslos wie möglich zu gestalten.
Neuer Bauherr gesucht
Die Senatsverwaltung für Integration teilte auf Anfrage mit, dass die Messe am 5. August nach gemeinsamen Gesprächen mitgeteilt habe, dass sie den Neuaufbau in Tegel nicht übernehmen werde. „Das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten wird in Abstimmung mit den zuständigen Stellen kurzfristig einen neuen Bauherrn benennen, um den Zeitplan einzuhalten.“
Das Areal auf dem früheren Flughafen Tegel war 2022 nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine als Ankunftszentrum konzipiert worden. In der Praxis entwickelte sich Tegel aber zur wohl größten deutschen Notunterkunft, in der Tausende Geflüchtete, darunter Asylbewerber, sehr lange lebten – in Leichtbauhallen mit wenig Privatsphäre.
Hohe Kosten
Die Messe Berlin hatte 2022 kurzfristig den Aufbau übernommen und dann auf Bitte des Senats das Immobilienmanagement und Sicherheitsdienstleistungen. Die menschenunwürdigen Bedingungen vor Ort wie auch hohe Kosten für den Betrieb der Großunterkunft sorgten häufiger für Kritik. Allein 2023 wurden dem Land dafür von Dienstleistern wie der Messe 298 Millionen Euro für Miet-, Betriebs- und Sicherheitskosten in Rechnung gestellt.
Der „Tagesspiegel“ hatte am Montag geschrieben, die Messe habe Rechnungen für Sicherheitsdienstleister in Höhe von 100 Millionen Euro aus den Jahren 2022 und 2023 nach Einschätzung des Berliner Rechnungshofs nicht ausreichend geprüft. Das Blatt berief sich dabei auf eine sogenannte Prüfmitteilung des Rechnungshofes aus dem Frühjahr.
Die Messe wies das zurück. „Die Messe Berlin kontrolliert grundsätzlich jede Rechnung sorgfältig in einem mehrstufigen Freigabeprozess“, erklärte die Sprecherin dazu. Der Rechnungshof äußerte sich nicht zu dem Vorhang. Ergebnisse der Arbeit der Behörde würden grundsätzlich im Jahresbericht veröffentlicht, sagte ein Sprecher. Der nächste Jahresbericht werden Ende November vorgestellt.
Zentrales Ankunftszentrum in Planung
Statt zwischenzeitlich 5.500 lebten nach letzten Angaben noch etwa 2.000 Geflüchtete in Tegel. Sie sollen laut Senatsverwaltung für Integration bis zum Jahresende ausziehen. Dann entsteht dort das zentrale Berliner Ankunftszentrum für Asylsuchende und Geflüchtete mit 2.600 Plätzen. Dort sollen dann alle in Berlin ankommenden geflüchteten und asylsuchenden Menschen nach einem neuen EU-Verfahren registriert und vorübergehend untergebracht werden.