Handwerker Mangelware: 2.800 Stellen: Vonovia sucht händeringend Mitarbeiter

Dass Unternehmen den Abbau tausender Stellen ankündigen, ist derzeit keine Seltenheit. Dass eine Firma Tausende sucht, schon eher.

Deutschlands größter Wohnungskonzern Vonovia sucht Tausende neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Wir haben 2.800 offene Stellen im Moment“, sagte Vorstandschef Rolf Buch bei der Vorlage der Halbjahreszahlen. Gesucht würden vor allem Handwerker wie Elektriker, Fliesenleger, Maler oder Dachdecker.

„Wir haben einen immensen Fachkräftemangel in unseren Gewerken und dem müssen wir entgegengehen“, so Buch weiter. Vonovia bilde bereits „massiv“ aus. Auch außerhalb Deutschlands, zum Beispiel in Kolumbien, rekrutiere der Konzern. Buch hofft, die offenen Stellen bis zum Jahresende besetzen zu können. Ende Juni beschäftigte der Konzern knapp 12.400 Menschen, 2,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Vonovia rechnet jetzt mit 100 Millionen Euro mehr Gewinn

Unterdessen wird der Konzern nach Zuwächsen in der ersten Jahreshälfte zuversichtlicher. Der bereinigte Vorsteuergewinn soll 2025 nun bei 1,85 Milliarden bis 1,95 Milliarden Euro liegen und damit 100 Millionen Euro höher als zuvor. Laut Konzernchef Buch fruchtet die neue Strategie, was sich etwa im stabilen Vermietungsgeschäft sowie durch Zuwächse des operativen Ergebnisses im Geschäft mit Zusatzleistungen, Projektentwicklung und Verkäufen von Immobilien zeige. Zudem nehme der Aufwärtstrend bei den Immobilienwerten weiter Fahrt auf.

Vonovia besitzt als Europas größtes privates Wohnungsunternehmen rund 533.000 Wohnungen in Deutschland, Schweden und Österreich. Der Konzern profitiert weiterhin wie alle Vermieter von einer hohen Nachfrage nach Wohnraum in den Ballungsgebieten. Die monatliche Miete stieg im ersten Halbjahr im Schnitt auf 8,22 Euro pro Quadratmeter – das waren 4,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. In Deutschland betrug die durchschnittliche Monatsmiete per Ende Juni 8,05 Euro pro Quadratmeter, 4,1 Prozent mehr als Ende Juni 2024.

Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte im Halbjahr vor allem dank guter Geschäfte mit Dienstleistungen rund um die Immobilie im Jahresvergleich um zwölf Prozent auf 1,4 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich erwirtschaftete Vonovia einen Gewinn von gut 811 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte das Unternehmen noch aufgrund von Abwertungen im Immobilienportfolio einen Verlust von rund 529 Millionen Euro gemacht.

Kritik vom Mieterbund: „Wachstumsstrategie mit Schattenseiten“

Der Deutsche Mieterbund NRW sprach in einer Mitteilung von einer „Wachstumsstrategie mit Schattenseiten“. So würden durch erfundene oder unzulässige Wohnwertmerkmale Mietspiegel unterlaufen und ungerechtfertigte Erhöhungen verlangt. „Wir raten den Mieterinnen und Mietern jede Mieterhöhung von ihrem örtlichen Mieterverein prüfen zu lassen. Leider werden viel zu viele unrechtmäßige Erhöhungen akzeptiert“, erklärte der Verbandsvorsitzende Hans-Jochem Witzke.