Pride Week: 260.000 Menschen feiern bei CSD-Demo in Hamburg – Rekord

Die große CSD-Demo in Hamburg hat am Wochenende so viele Menschen erreicht wie nie zuvor. Die bunte Parade musste diesmal eine andere Route nehmen.

Trotz teils heftiger Regenschauer sind in Hamburg so viele Menschen wie noch nie zuvor gemeinsam für die Rechte und den Schutz von queeren Menschen auf die Straße gegangen. Etwa 260.000 Menschen waren am Samstag beim Christopher Street Day unterwegs, wie Polizei und Veranstalter, der Verein Hamburg Pride, übereinstimmend sagten. 

Größte CSD-Demo der Stadtgeschichte

Die Veranstalter waren überwältigt von der Resonanz und dem Zulauf: „Das war die größte CSD-Demo der Hamburger Stadtgeschichte. Wir sind unglaublich stolz, dass wir heute so ein kraftvolles Zeichen für queere Sichtbarkeit setzen konnten und fühlen uns getragen von der Hamburger Stadtgesellschaft“, sagte Sprecher Manuel Opitz der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Bei dem CSD liefen auch Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und viele weitere Politiker der Stadt mit. Das Motto in diesem Jahr lautete: „Wir sind hier, um zu bleiben. Queere Menschen schützen.“ Das Wort queer ist ein Sammelbegriff für Menschen, die nicht heterosexuell sind oder die sich außerhalb der Kategorien „weiblich“ und „männlich“ verorten. 

Mit dem Motto des Hamburger CSD wollte Hamburg Pride Sorgen der Community vor einem gesellschaftlichen Rückschritt aufgreifen. So nehme Gewalt gegenüber queeren Menschen deutschlandweit zu, und gleichzeitig stellten Regierungsvertreterinnen und -vertreter queere Sichtbarkeit in Frage. 

2024 gab es mindestens 149 Straftaten gegen queere Menschen

In Hamburg wurden nach Angaben des Senats im vergangenen Jahr 149 Straftaten gegen die „geschlechtsbezogene Diversität“ und die sexuelle Orientierung erfasst. Im Jahr 2023 wurden 98 Taten gezählt. Die Bereitschaft, derartige Vorfälle zu melden, habe in den vergangenen Jahren zugenommen, hieß es.

Hamburgs Gleichstellungssenatorin Maryam Blumenthal (Grüne), die auch bei der CSD-Demo mitlief, sprach auch mit Blick auf die stadtweiten Aktionen während der Pride Week von einem starken Signal. „Hamburg ist und bleibt vielfältig!“ 

Das diesjährige Motto nehme Politik und Gesellschaft in die Verantwortung. „Wenn queere Menschen ausgegrenzt oder bedroht werden, dann müssen wir handeln – und das jeden Tag, im Schulterschluss zwischen Politik und Zivilgesellschaft. Der CSD ist kein Trend, sondern ein Versprechen für eine Stadt, in der alle sicher und selbstbestimmt leben können.“

CSD-Demo in Hamburg seit 45 Jahren

Die CSD-Demo gab es in Hamburg bereits zum 45. Mal. Teil der Parade sind mehr als 60 Lastwagen von Vereinen, Parteien, Unternehmen und Kirchengemeinden. Für die rund 4,3 Kilometer lange Strecke hatten sich in diesem Jahr 120 Gruppen angemeldet.

Aus Sicherheitsgründen führte die Route in diesem Jahr erstmals nicht durch die Lange Reihe, sondern durch die Lübecker Straße und den Steindamm. Sie endete am späten Nachmittag auf der Lombardsbrücke. 

Für Ordnung nach der Pride Parade sorgte wie schon in den Vorjahren die Hamburger Stadtreinigung. Rund 60 Mitarbeitende rückten direkt im Anschluss an die bunte Demonstration aus, um die Veranstaltungsstrecke von Müll zu befreien. 

Bis in den frühen Abend sammelte das Team mit Hilfe von Kehrmaschinen, Presswagen und Klein-Lkw insgesamt rund 24 Tonnen Abfall ein – deutlich weniger als im Vorjahr. 2023 waren noch rund 32 Tonnen zusammengekommen.

Trotz der Rekordbeteiligung von rund 260.000 Menschen an der CSD-Demo habe beim Reinigungseinsatz gute Stimmung geherrscht. Viele Teilnehmende hätten den Mitarbeitenden ihren Dank für die schnelle und gründliche Arbeit ausgesprochen. 

Hintergrund zum CSD

Der Christopher Street Day wird weltweit gefeiert. Die Bewegung geht auf Ereignisse im Juni 1969 in New York zurück. Nach einer Razzia der Polizei in der Szenebar „Stonewall Inn“ kam es damals zum Aufstand von Schwulen und Lesben. Hauptschauplatz von Straßenschlachten war die Christopher Street im Künstler-Viertel Greenwich Village in New York City.