In Cuxhaven sind Spezialisten weiter Tag und Nacht im Einsatz, um ausgelaufenen Diesel aus dem Hafen aufzunehmen. Nun stellt sich heraus, die Menge an Treibstoff ist wohl größer als zunächst gedacht.
Mehr als einen Tag nach der Schiffskollision in Cuxhaven sind Spezialisten weiter damit beschäftigt, Tausende Liter ausgelaufenen Treibstoff aus Nordseewasser aufzufangen. „Ein Ende ist noch nicht absehbar“, sagte ein Sprecher des Havariekommandos am Nachmittag. Inzwischen habe das beschädigte Schiff aus eigener Kraft seinen Liegeplatz verlassen, das erleichtere die Ölbekämpfungsmaßnahmen, sagte der Sprecher. Zuvor hatten Taucher den etwa 80 Zentimeter langen Riss an dem Schiff abgedichtet.
Nach neusten Schätzungen geht das Havariekommando davon aus, dass bis zu 12.000 Liter Marinedieselöl, also nahezu der gesamte Schiffstank, in den Hafen gelaufen sein könnte. Anfangs gingen die Einsatzkräfte von rund 6.000 Litern Öl aus.
Nachdem die Arbeiten in der Nacht zu Donnerstag vorübergehend unterbrochen worden waren, lief die Ölbekämpfung am frühen Morgen wieder an. Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) aus Cuxhaven und Bremerhaven holten mit Spezialgeräten das Dieselöl aus dem Wasser.
Im Laufe des Mittwochs waren so nach Schätzungen des Havariekommandos etwa 80 bis 100 Kubikmeter Öl-Wasser-Gemisch von der Wasseroberfläche aus dem Hafen aufgenommen und in einen Tankwagen gepumpt worden. Für Donnerstag gab dazu zunächst noch keine weiteren Daten.
80 Zentimeter langer Riss im Schiff
Nach Angaben der Polizei hatte der Kapitän eines Tankschiffs am frühen Mittwochmorgen die Umstände beim Einlaufen in den Vorhafen falsch eingeschätzt. Sein 69 Meter langes Schiff „Capella“ stieß mit dem 44 Meter langen Offshore-Versorgungsschiff „Coastal Legend“ zusammen. Bei dem Zusammenprall wurde das Offshore-Schiff beschädigt. Die Besatzung blieb unverletzt. Der Schiffsverkehr auf der Elbe ist nicht beeinträchtigt.
Nach der Kollision trat Treibstoff aus. Einsatzkräfte von THW und Feuerwehr errichteten Ölsperren. Mit speziellen Geräten – sogenannten Skimmern – versuchen sie seitdem, das Öl von der Wasseroberfläche zu entfernen.
„Ölaufnahme-Arbeiten sind oft relativ langwierig“, sagte Gesamteinsatzleiter des Havariekommandos, Jason Dock, in einer Mitteilung. „Hier im Hafen haben wir zusätzlich die Herausforderung, dass große Mengen des Öls unter den Lübbertkai getrieben sind. Die Frauen und Männer des Technischen Hilfswerks sind laufend im Einsatz und wir sehen die Erfolge.“
Besteht eine Gefahr für die Meeresumwelt?
Umweltschutzorganisationen warnten nach der Schiffshavarie vor Umweltfolgen. „Nach dieser Kollision sind Umweltschäden unvermeidbar“, hatte bereits am Mittwoch Meeresbiologe Thilo Maack von Greenpeace befürchtet. Auch der Naturschutzbund (Nabu) sprach von einer ernsten Lage.
Das Havariekommando ist sich dessen bewusst. „Natürlich wird darauf geachtet, was für Umweltschäden entstehen könnten“, sagte der Sprecher des Havariekommandos. Ob es Schäden gebe, lasse sich bislang nicht seriös einschätzen. Auch die zuständigen Naturschutz- und Wasserbehörden in Cuxhaven seien dafür vor Ort. Vergleichsweise vorteilhaft sei bei der Aufnahme des Ölfilms, dass die Schiffshavarie im Hafenbereich passierte. Dadurch seien keine Strände oder Wattflächen von den Verschmutzungen betroffen, sagte der Sprecher weiter.
Ab fünf Kubikmetern Schadstoff – also 5.000 Litern – sprechen die Experten von einem „komplexen Schadstoffunfall“. Dann übernimmt das Havariekommando die Einsatzleitung.