Ob mit Fell, Federn oder Panzer: Tiernachwuchs verzückt oft Zoobesucher. Ihr endgültiges Zuhause finden manche Jungtiere aber in der Natur – ganz geplant.
Kleine dunkle Augen und ein herzförmiges Gesicht: Der Darmstädter Zoo Vivarium hat zwei junge Schleiereulen bei Babenhausen (Landkreis Darmstadt-Dieburg) ausgewildert. Die beiden Vögel schlüpften im Mai dieses Jahres in dem Zoo und wurden dann Mitte Juli einer Naturbrut zugeführt, wie die Stadt nun mitteilte. Sie verstärken damit die in freier Wildbahn lebenden Schleiereulen, die in Hessen stark bedroht seien: Der Bestand der markant aussehenden Eulen sei allein in diesem Jahrhundert um 90 Prozent zurückgegangen.
In Darmstadt wird die kleine Eulenart schon seit mehreren Jahrzehnten gezüchtet: In den vergangenen etwas mehr als 40 Jahren seien in Darmstadt 53 Schleiereulen geschlüpft, die später ausgewildert worden seien. Die meisten von ihnen fanden in Südhessen ein neues Zuhause, aber auch im Westerwald und im Raum Aachen sind schon Darmstädter Schleiereulen untergekommen. Für die jüngste Auswilderung arbeitete der Zoo laut Mitteilung mit anderen Akteuren zusammen, etwa mit der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz.
Ein Schildkröten-Comeback mit Frankfurter Hilfe
Nicht nur im Zoo in Darmstadt werden junge Tiere aufgezogen, die dann der Natur zurückgegeben werden. Auch im Zoo Frankfurt gebe es regelmäßig Auswilderungen, zum Beispiel von Feldhamstern oder Europäischen Sumpfschildkröten, sagte eine Sprecherin des Zoos. Letztere waren in Hessen demnach schon einmal fast ausgestorben gewesen, schafften durch Auswilderungen aber ein Comeback.
In der Vergangenheit seien die Tiere schon an der Nidda ausgesetzt worden, wo viel renaturiert worden sei, aber auch in Richtung Darmstadt. Die genauen Orte werden nicht preisgegeben, um die Schildkröten zusätzlich zu schützen. Zuletzt wurden im Mai 15 Europäische Sumpfschildkröten aus dem Zoo Frankfurt bei Reinheim nahe Darmstadt ausgewildert, gemeinsam mit vier weiteren Artgenossen anderer Herkunft.
Bevor die kleinen Schildkröten mit der oft gelb gesprenkelten Kehle in die Natur gebracht werden, werden sie nach dem Schlüpfen etwa zwei bis drei Jahre lang im Zoo aufgezogen, so die Sprecherin. Damit verbringen sie dort zwar deutlich mehr Zeit als die Schleiereulen in Darmstadt – können dafür aber auch viele Jahrzehnte alt werden.
Verstärkung für die Nerze aus Kronberg
Auswilderungsprojekte gibt es auch seitens des Opel-Zoos in Kronberg – zum Beispiel mit Fell statt Federn oder Panzer: Mitte Mai gab es dort ebenfalls Nachwuchs, und zwar bei den Europäischen Nerzen, die in Europa zu den am meisten bedrohten Tierarten gehören. Sechs Jungtiere kamen zur Welt. Geplant ist, dass der diesjährige Nachwuchs bei den Mardern mit dem dunkelbraunen Fell im Baltikum ausgewildert wird. Einer Sprecherin zufolge soll das Ende August passieren, wenn die Jungtiere gut drei Monate alt sind.
Insgesamt hat der Zoo bislang 68 Jungtiere aus seinem Freigehege an den Verein für die Erhaltung des Europäischen Nerzes weitergegeben. Die Tiere stärkten in der Vergangenheit zum Beispiel die Population ihrer Artgenossen im Saarland oder in Niedersachsen. Auch für andere Kronberger Tiere geht es bald in die Wildnis: Ende Juli werden Europäische Ziesel in Tschechien ausgewildert.