Grüner Wasserstoff gilt als Hoffnungsträger der Energiewende. In Emden baut der Energieversorger EWE dafür eine große Produktion. Doch der Konzernchef sieht den Hochlauf durch EU-Vorgaben in Gefahr.
Der Chef des Oldenburger Energiekonzerns EWE, Stefan Dohler, fordert von der Bundesregierung verlässliche Rahmenbedingungen für den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft. „Ich würde mir wünschen, dass wir spätestens im nächsten Jahr Klarheit haben: Einerseits wie sich die Bundesregierung aufstellt in den Punkten, die die deutsche Gesetzgebung regeln kann, und andererseits wie ein starker Antritt in Brüssel erfolgen kann“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Presse-Agentur.
Insbesondere EU-Vorgaben dazu, welcher Strom für die Wasserstoffproduktion genutzt werden darf, machten die Herstellung des grünen Gases kompliziert und teuer, sagte Dohler. EWE baut im ostfriesischen Emden die derzeit größte Anlage zur Herstellung von Wasserstoff in Deutschland – einen 320-Megawatt-Elektrolyseur. Durch die geltenden EU-Regeln wird der produzierte Wasserstoff dort nach Angaben des Unternehmens bis zu 50 Prozent teurer.
Dohler fordert daher, die Bundesregierung solle bei der EU-Kommission auf eine Anpassung der Strombezugskriterien drängen. „Mein Wunsch wäre, Herr Merz tut sich mit den Staaten, die klar auf Wasserstoff setzen, zusammen – ähnlich wie es auch eine Nuklear-Allianz gibt“, sagte der EWE-Chef. „Wir haben in Deutschland Schlüsseltechnologien und -unternehmen im Bereich Wasserstofferzeugung, die wir nicht wie in anderen Fällen verlieren sollten.“
Unterstützung von Bundes- und Landesregierung
Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche hatte im Mai beim Ostdeutschen Wirtschaftsforum ebenfalls Änderungen gefordert. Wasserstoff werde im zukünftigen Energiesystem eine Rolle spielen, hatte die CDU-Politikerin gesagt. „Die Regulierung, die wir allerdings aufgesetzt haben in den letzten Jahren insbesondere durch die Europäische Kommission, war so hart, war so streng, dass sich das zarte Pflänzchen Wasserstoff gar nicht entfalten konnte.“
Aus Sicht des Energieministeriums in Hannover sollten die strengen Kriterien für den Strombezug aufgehoben oder mindestens auf 2035 verschoben werden. „Die Bundesregierung muss sich dafür bei der EU-Kommission einsetzen, sonst droht durch überflüssige Komplexität und Kostenbelastung ein Abwürgen der grünen Wasserstoffwirtschaft schon in der Hochlaufphase“, teilte ein Ministeriumssprecher auf Anfrage mit.