Von der Ostsee, aus Bremen und aus der näheren Umgebung sind Menschen zum CSD in die Rhein-Main-Metropole gekommen. Es geht um buntes Feiern, aber auch um das gesellschaftliche Klima.
Mit viel Farbe, gewagten Kostümen und klaren Botschaften haben Tausende Menschen zum Christopher Street Day (CSD) in Frankfurt für Toleranz geworben. Unter dem Motto „Nie wieder still – Frankfurt ist laut“ gab es zunächst eine Kundgebung auf dem Römerberg und anschließend einen Demonstrationszug durch die Innenstadt.
Die Polizei in Frankfurt sprach von rund 8.000 Menschen, erwartet worden waren von der Stadt bis zu 25.000 Menschen. „Bisher alles friedlich, super gute Laune“ lautete eine erste Bilanz eines Polizeisprechers.
Mit Engelsflügeln von Bremen nach Frankfurt
Der CSD läuft bereits seit Donnerstag und dauert noch bis zum Sonntag. Insgesamt wird mit etwa 150.000 Besuchern gerechnet. Teil des CSD ist auch ein Straßenfest mit Bühnen, Info- und Foodmeile sowie einem Familienbereich am Main zwischen dem berühmten Eisernen Steg und der Untermainbrücke. Das nördliche Mainufer war in diesem Jahr erstmals Schauplatz des CSD.
Zu Gast in Frankfurt – mit großen Engelsflügeln in Regenbogenfarben – war Jonas Elgebeté aus Bremen. Seine Botschaft an alle auf diesem und anderen CSDs sei „Du bist nicht allein“, sagte er. Zu seiner eigenen Schulzeit habe es nicht einmal halb so viele Veranstaltungen dieser Art gegeben. Damals habe er sich mehr „queere Vorbilder“ gewünscht.
10 Jahre nach dem eigenen „Coming-out“ in Frankfurt
2013 sei er zum ersten Mal auf einem CSD gewesen, Frankfurt sei für ihn das erste Mal. Wichtig sei ihm, auch auf Demonstrationen in kleineren Orten zu gehen. „In Frankfurt hängt eher mal die Regenbogenfahne als in Sonneberg in Thüringen.“ Auch dort war an diesem Wochenende ein CSD geplant.
Mit Anzug und Schirm in Regenbogenfahnen ist Olaf von der Ostsee nach Frankfurt gekommen. Er selbst habe sich auf den Tag genau vor zehn Jahren geoutet, erzählte er. Damals sei ihm nicht nur ein Stein vom Herzen gefallen. „Es hat sich ein ganzes Betonschiff von mir losgelöst“, sagte er.
Mit seinem Besuch beim CSD in Frankfurt wolle er die queere Community unterstützen. Auch er reist regelmäßig zu entsprechenden Kundgebungen und Demonstrationen in ganz Deutschland. Wichtig sei ihm, das auch in ländlicheren Regionen zu tun, weil er selbst aus einer solchen Gegend komme.
Berichte von Anfeindungen
Mit Anfeindungen werde es immer schlimmer, berichtete er. Freunde von ihm seien bereits beleidigt, bespuckt und getreten worden. Dabei sei doch die ganze Menschheit eine große Familie, die in Frieden leben können sollte.
Als „non-binär transgender“ bezeichnet sich Szam aus Heppenheim. Nach Frankfurt gekommen ist Szam gemeinsam mit der in Mannheim lebenden Schwester. Non-binäre Menschen ordnen sich nicht oder nur teilweise in die Kategorie Frau und Mann ein. Transgender bedeutet, dass sich Menschen einem anderen Geschlecht zugehörig fühlen, als dem was ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.
Mit dabei hat Szam einen Plüschhai, einen „Transhai“, wie Szam erklärte. Das Stofftier hat sich mittlerweile zu einer regelrechten Ikone in der Szene entwickelt, in Frankfurt war es zum CSD an vielen Ecken zu sehen. Beim Blick in die Menge auf dem Römerberg sagte Szam: „Ich bin einfach total glücklich, dass so viele hier sind.“
Informationen zum CSD