Vor einer Woche kam der frühere Trigema-Chef ins Krankenhaus. Nun äußert er sich in einem Brief erstmals zu den Hintergründen.
Der frühere Trigema-Chef Wolfgang Grupp hat einen Suizid-Versuch öffentlich gemacht. „Ich bin im 84. Lebensjahr und leide an sogenannten Altersdepressionen. (…) Ich habe deswegen auch versucht, mein Leben zu beenden“, schrieb der 83-Jährige in einem Brief an seine ehemaligen Mitarbeiter, welcher der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Zuerst hatte die „Bild“-Zeitung darüber berichtet.
Er habe sich Gedanken darüber gemacht, ob er überhaupt noch gebraucht werde. Er bedauere sehr, was geschehen sei und würde es gerne ungeschehen machen, schreibt der Unternehmer aus dem schwäbischen Burladingen.
Ihm gehe es den Umständen entsprechend gut, sein Dank gelte allen Ärzten, Rettungs- und Pflegekräften, schreibt Grupp in dem Brief. „Es kann etwas länger dauern, bis ich wieder ganz gesund bin.“ An andere Menschen, die unter Depressionen leiden, appellierte Grupp: „Suchen Sie sich professionelle Hilfe und begeben Sie sich in Behandlung.“
Klinikaufenthalt seit Tagen
Anfang vergangener Woche war bekanntgeworden, dass sich Grupp in einem Krankenhaus befindet. Trigema hatte den Gesundheitszustand von Grupp senior nur einmal kurz nach Bekanntwerden des Klinikaufenthalts kommentiert. Es gehe ihm altersentsprechend gut, hieß es damals. Weitere Angaben hatte eine Sprecherin seitdem nicht gemacht und darauf verwiesen, dass man zu gegebener Zeit wieder kommunizieren werde.
Unabhängig von dem Unternehmen hatte die Polizei damals einen Einsatz in Burladingen bestätigt – dem Wohnort Grupps. Demnach wurde ein verletzter Mensch aus einer Privatwohnung mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht. Die Polizei wollte weiter keine Details nennen. Beamte seien vor Ort gewesen und hätten keine Fremdbeteiligung und keine Straftat festgestellt. Es gebe daher auch keinen Anlass für Ermittlungen.
Grupp führte Trigema mehr als 50 Jahre
Der Textilunternehmer Wolfgang Grupp wurde 1942 in Burladingen geboren. Die Stadt liegt auf der Schwäbischen Alb (Zollernalbkreis) und hat etwas mehr als 12.000 Einwohner. 1969 übernahm Grupp die von seinem Großvater gegründete Firma. Mit eiserner Hand führte er Trigema aus den roten Zahlen. Trigema ist ein Hersteller von Wäsche, Freizeit- und Sportbekleidung und wirbt damit, zu 100 Prozent „Made in Germany“ anzubieten. 2023 lag der Produktionsumsatz bei 129,3 Millionen Euro, die Mitarbeiterzahl bei gut 1.140.
In seinem Brief schreibt Grupp: „Ich habe versucht mein ganzes Leben in den Dienst von Trigema und den Kampf für die Interessen der Wirtschaft und des Mittelstands in Deutschland zu stellen. Ich weiß, dass ich oft unbequem war, aber ich bin dankbar für das was ich erreichen und erleben durfte.“
Anfang 2024 räumte Grupp den Chefposten und gab die Geschäftsführung an seinen Sohn Wolfgang Grupp junior und seine Tochter Bonita ab. Beide Kinder waren schon zuvor in der Firma tätig. Grupp junior erklärte die Aufgabenteilung Ende 2024 so: „Meine Schwester kümmert sich ums Personal, E-Commerce und Marketing. Meine Mutter verantwortet die Testgeschäfte. Ich bin zuständig für den B2B-Bereich, Verkauf, Logistik und IT.“
Kultige TV-Spots mit Affe
Grupp senior gilt als einer der profiliertesten und schillerndsten Kaufleute in Deutschland. Er wurde durch kultige Fernsehspots bekannt. In diesen warb ein Schimpanse im weißen Hemd und mit schwarzer Krawatte – verkleidet als Nachrichtensprecher – für T- und Sweatshirts des Mittelständlers. Das lebendige Tier wurde inzwischen von einer Computeranimation ersetzt.
Auch in Talkshows war der frühere alleinige Trigema-Inhaber häufig zu Gast. Dort kritisierte er einen Größenwahn mancher Unternehmer und forderte die persönliche Haftung für alle Bosse: „Wir brauchen wieder Unternehmer mit Verantwortung, Disziplin und Vorbildfunktion.“