Wer sich das Ja-Wort gibt, dem stehen viele außergewöhnliche Orte zur Verfügung. In Rostock ist das nun in einem denkmalgeschützten Kran möglich. Man sollte aber schwindelfrei sein.
Premiere im „Hochzeitskran“: Erstmals ist auf dem unter Denkmalschutz stehenden Hellingkran nahe dem Rostocker Stadthafen ein Brautpaar getraut worden. Jan Hagemann und Anika Behnfeldt gaben sich auf 30 Metern Höhe vor geladenen Gästen das Ja-Wort. Die Zeremonie in der neuen Außenstelle des Rostocker Standesamtes fand im ehemaligen Maschinenraum des früheren Schiffbaukrans statt, der dem Förderverein Tradition Ostseeschifffahrt gehört und vollständig saniert wurde.
Der Bräutigam kam im hellen Hochzeitsanzug mit dem Fahrrad und rotem Herzluftballon, die Braut erschien ganz in Weiß und wurde mit dem Wagen vorgefahren. In die Höhe ging es mit dem Aufzug. „Hier ist man dem siebten Himmel so nah wie kaum an einem anderen Standesamt-Standort in Deutschland“, sagte Vereinsvorsitzender Roland Methling. Die Nachfrage für Eheschließungen im Hochzeitkran sei groß. In diesem Jahr fange man mit fünf Trauungsterminen an, im kommenden Jahr seien schon 15 geplant.
Vom Maschinenraum zur Party-Location
Die Kosten für den bis 2024 erfolgten Umbau des 1976 errichteten Portal-Wipp-Krans auf dem Gelände der ehemaligen Neptun-Werft beliefen sich auf rund zwei Millionen Euro. Neu eingebaut wurde der Aufzug, der den Weg über die 136 Stufen der außen liegenden Wendeltreppe erspart.
Der ehemalige Maschinenraum im Kran bietet Platz für etwa 30 bis 40 Gäste. Im Inneren führt eine Stahltreppe hinauf zu einer Galerie, die als Hochzeitssuite inklusive Bett mit Sondermaßen umgebaut wurde. Es gibt ein Bad, eine Toilette und eine kleine Küche.
Die neue Außenstelle des Standesamtes war früher Arbeitsplatz von Martina Mielke, die als Schiffbauerin und gelernte Kranfahrerin bis zu 40 Tonnen schwere Schiffsbauteile hochhob und punktgenau absetzte. „Dass hier einmal Ehe geschlossen und Hochzeiten gefeiert werden, das hätte ich mir damals nie vorstellen können“, sagt sie.
In „ihrer“ Kranführerkanzel stehen heute Tisch und Stühle für ein trautes Frühstück in luftiger Höhe. Geblieben ist damals wie heute die Aussicht und ein pittoresker Panoramablick auf die Warnow, das gegenüberliegende Gehlsdorf und weitere Stadtteile Rostocks.