Kinderbetreuung: 187 zusätzliche Erzieher-Stellen im Land geplant

Sinkende Kinderzahlen, steigender Druck: Die Kita-Landschaft in Sachsen-Anhalt wird sich in den nächsten Jahren verändern. So sieht Sozialministerin Petra Grimm-Benne die Situation.

187 zusätzliche Erzieher-Stellen sollen in Sachsen-Anhalt im nächsten Jahr über Bundesmittel finanziert werden. „Diese wollen wir gezielt dort einsetzen, wo der Bedarf am größten ist. Das bedeutet eine weitere Entlastung von Trägern und Fachkräften“, sagte Sozialministerin Petra Grimm-Benne der Deutschen Presse-Agentur. Die Stellen könnten zusätzlich zum geltenden Mindestpersonalschlüssel im Land verteilt werden, so die SPD-Politikerin.

Das Kabinett hat dem Vertragsabschluss mit dem Bund zur Umsetzung des dritten Kita-Qualitätsgesetzes zugestimmt. Damit erhält Sachsen-Anhalt für die Jahre 2025 und 2026 Bundesmittel in Höhe von insgesamt 93,3 Millionen Euro. Mit den Geldern sollen auch Fortbildungen von rund 20.000 pädagogischen Fachkräften im Kontext des neuen Bildungsprogramms finanziert werden. Eine weitere Maßnahme ist zudem die Schulgeldfreiheit für die Erzieher-, Kinderpfleger- und Sozialassistentenausbildung.

Angesichts sinkender Kinderzahlen stellen sich Kita-Träger in Sachsen-Anhalt auf einen Umbruch ein. An manchen Orten werden Erzieherinnen versetzt oder müssen ihre Stunden reduzieren, teilweise wird über die Schließung von Einrichtungen debattiert.

500 Kinder weniger in Kitas

Hintergrund ist die demografische Entwicklung. 2024 wurden in Sachsen-Anhalt laut dem Statistischen Landesamt 12.526 Kinder geboren, das bedeutete einen neuen Tiefstand. Im Jahr 2016 gab es noch mehr als 18.000 Neugeborene. „Im Vergleich zum Vorjahr haben wir 2024 rund 500 Kinder weniger in den Einrichtungen. Dieser demografische Trend wird sich fortsetzen“, sagte Grimm-Benne.

Damit es nicht zu Entlassungen von Erziehern kommt, fordern einige Politiker und Verbände eine Verbesserung des Personalschlüssels – die Fachkräfte sollen sich also um weniger Kinder kümmern. Damit könnte die Qualität der Betreuung gesteigert werden, dies würde das Land jedoch auch deutlich mehr Geld kosten.

Personal soll gezielt eingesetzt werden

Aus Sicht der Ministerin löst der Vorschlag die Probleme aber nicht. „Den Personalschlüssel für alle zu erhöhen, hilft nicht überall“, sagte Grimm-Benne. Sie verweist auf regionale Unterschiede. „Eine flächendeckende Anhebung wäre nicht das Richtige, wir müssen Personal gezielt einsetzen.“ Wo durch Kürzungen Engpässe entstehen, könnte das Land mit den zusätzlichen Stellen diese möglicherweise abfedern.

Grundsätzlich ist die Kinderbetreuung eine kommunale Aufgabe. „Die Situation ist regional sehr unterschiedlich. Am Ende ist es eine Entscheidung der Kommunen, welche Standorte geeignet sind“, sagte Grimm-Benne. „Jeder Landkreis macht eine Kita-Bedarfsplanung. Kita-Personal darf auf keinen Fall verloren gehen. Da würde ich mir wünschen, dass im Falle eines unabwendbaren Abbaus auch Wechselmöglichkeiten beispielsweise in die stationäre Jugendhilfe aufgezeigt werden. Die Landkreise könnten das steuern, unsere Fachkräfte sind gut ausgebildet.“

Linke übt Kritik

Grimm-Benne will verhindern, dass Fachkräfte in andere Teile Deutschlands abwandern. „Wir haben in den vergangenen Jahren viele junge Erzieher gut ausgebildet, die wollen wir unbedingt im Land halten – auch angesichts von Stundenreduzierungen und künftigen Renteneintritten“, sagte sie.

Linken-Politikerin Nicole Anger bezeichnete die Ankündigung zu den zusätzlichen Stellen als „Mogelpackung“. Diese Stellen seien nichts anderes, als eine vorübergehende Kompensation für die Fachkräfte, die an Fortbildungen zum neuen Bildungsprogramm teilnehmen würden, so die kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Linksfraktion. „Es kommt keine einzige neue dauerhafte Fachkraft in die Kitas – und damit auch keine echte Entlastung“, sagte Anger.