OB-Wahl in Potsdam: Berliner Staatssekretär Fischer ist OB-Kandidat in Potsdam

Seit 35 Jahren stellt die SPD in Potsdam den Oberbürgermeister. Sie hat ihren Kandidaten für die OB-Wahl im September nominiert: Er arbeitet in Berlin. Die Grünen unterstützen eine Ex-Beigeordnete.

Der Berliner Wirtschaftsstaatssekretär Severin Fischer (SPD) ist offizieller Oberbürgermeisterkandidat der Potsdamer SPD. Bei einer Mitgliederversammlung des SPD-Bezirks erhielt der 41-Jährige am Samstag 89,3 Prozent der Stimmen. Für ihn votierten nach Teilnehmerangaben 100 Mitglieder, mit Nein stimmten 8 und 4 enthielten sich.

Der gebürtige Franke arbeitete von 2018 bis 2021 im Bundesfamilienministerium unter Franziska Giffey (SPD), von 2021 bis 2023 war er Chef der Berliner Senatskanzlei unter Giffey als Regierender Bürgermeisterin. Seit April 2023 ist er Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe.

Ein Berliner als OB? Fischer antwortet

Fischer stellte sich den Fragen der Genossinnen und Genossen. Es ging auch darum, warum er als Berliner antritt. Er nannte als wichtige Themen unter anderem Wohnen und sozialen Zusammenhalt. Am 21. September wird das Stadtoberhaupt gewählt.

Der OB-Kandidat erklärte nach Teilnehmerangaben, er kenne die Stadt aus seinen bisherigen Ämtern und es könne auch ein Vorteil sein, von außen und unvorbelastet zu kommen. „Ich möchte, dass aus guten Ideen gute Politik wird“, sagte er nach Angaben der SPD Potsdam. „Damit Potsdam ein Zuhause für alle ist. Für Jung und Alt, für Arbeitnehmer und Unternehmer, für alle Quartiere.“

Grüne wollen parteilose Aubel im Rathaus

Die frühere Potsdamer Beigeordnete Noosha Aubel (parteilos), bisher Stadträtin und Dezernentin in Flensburg, will ebenfalls OB werden. Die Potsdamer Grünen sprachen sich bei einer Mitgliederversammlung mit großer Mehrheit für eine Unterstützung aus. 

Aubel könne einen neuen politischen Stil ins Rathaus bringen und bei wechselnden Mehrheiten die Stadt gestalten, sagte Grünen-Kreischefin Rebecca Lea Freudl. Sie sei auch eine starke Partnerin, weil sie sich entschlossen und zügig für Klimaneutralität einsetze. Auch die Wählergruppe Die Andere und die Partei Volt in Potsdam unterstützen Aubel.

Die AfD hatte den Vorsitzenden der AfD-Stadtfraktion, Chaled-Uwe Said, als OB-Kandidaten nominiert. Die Potsdamer CDU-Kreisspitze schlägt den Fraktionsvorsitzenden im Stadtparlament, Willo Göpel, als Kandidaten vor. Als Einzelbewerber tritt Jörn Karlipp an. Der „Tagesspiegel“ berichtete, dass auch Bernd Blase als Einzelbewerber kandidieren wolle.

SPD will einen Mann von außen

Die SPD stellt seit 1990 den Rathauschef in Potsdam. Die SPD Potsdam setzt nach der Abwahl von Oberbürgermeister Mike Schubert auf einen unbelasteten Mann von außen. Kritiker weisen darauf hin, dass Fischer zu wenig Potsdam-Bezug haben könnte.

Schubert war in einem Bürgerentscheid abgewählt worden. Mehrere Stadtfraktionen warfen ihm Missmanagement und Stillstand vor. Er galt auch wegen einer Affäre um kostenlose Eintrittskarten für Sportveranstaltungen als beschädigt.