Mehr als ein Jahr nach seinem Ausbruch aus einem Gefängnis in Ecuador haben die Behörden einen der berüchtigsten Drogenbosse des Landes wieder gefasst. Die monatelange Fahndung nach José Adolfo Macías Villamar alias „Fito“ endete am Mittwoch mit der Erklärung des ecuadorianischen Präsidenten Daniel Noboa, der einflussreiche Bandenchef befinde sich im Gewahrsam militärischer Spezialeinheiten. Armee und Polizei zufolge wurde „Fito“ bei einem Einsatz in der Küstenstadt Manta gefasst, einer Hochburg seiner Bande Los Choneros.
„Wir haben unseren Teil dazu beigetragen, Fitos Auslieferung an die Vereinigten Staaten voranzutreiben und warten nun auf deren Antwort“, schrieb Noboa am Mittwoch (Ortszeit) im Onlinedienst X. Der einflussreiche Bandenchef war von der US-Staatsanwaltschaft in Abwesenheit wegen Drogenschmuggles, Verschwörung und Verbrechen im Zusammenhang mit Schusswaffen in sieben Fällen angeklagt worden. Im Falle einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft.
Die US-Staatsanwaltschaft wirft Macías Villamars Bande Los Choneros vor, mit dem berüchtigten mexikanischen Sinaloa-Kartell zusammenzuarbeiten und wichtige Drogenhandelsrouten zwischen Südamerika und den USA zu kontrollieren.
Macías Villamar war im Januar 2024 aus dem Hochsicherheitsgefängnis in der Hafenstadt Guayaquil entkommen. Seine Flucht löste eine Welle eskalierender Bandengewalt aus. Ecuadors Staatschef Noboa verhängte infolgedessen landesweit einen mehrmonatigen Notstand. Die Banden schlugen zurück und zündeten Autobomben, entführten Polizisten und ermordeten mehrere Menschen.
Für Aufsehen sorgte zudem der Überfall auf ein Fernsehstudio: Schwerbewaffnete maskierte Männer stürmten Anfang Januar während einer Live-Sendung ein Studio des staatlichen Fernsehsenders TC in Guayaquil. Sie nahmen dabei kurzzeitig mehrere Journalisten und andere Mitarbeiter als Geiseln. In dem brutalen Machtkampf zwischen den Drogenkartellen und der Regierung wurde später auch der Staatsanwalt ermordet, der die Ermittlungen zu der Geiselnahme leitete.
Ecuador liegt zwischen Kolumbien und Peru, den beiden größten Kokainproduzenten der Welt, galt aber lange als vergleichsweise friedlich und stabil. In den vergangenen Jahren wurde das Land dann selbst zu einer Drehscheibe für den internationalen Drogenhandel. Seitdem hat auch die Gewaltkriminalität massiv zugenommen.
Vor allem in Ecuadors Gefängnissen kommt es immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Banden. Der vor einem Jahr gewählte Noboa hatte versprochen, die Gewalt einzudämmen und die Kontrolle über die Gefängnisse zurückzugewinnen.
Macías Villamar war seit 2011 inhaftiert und verbüßte eine 34-jährige Haftstrafe wegen organisierter Kriminalität, Drogenhandels und Mordes. Als er entkam, wurde er auch verdächtigt, die Ermordung des aussichtsreichen Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio angeordnet zu haben. Villavicencio hatte vor seiner Kandidatur als Journalist gegen Korruption gekämpft.
kas