Basketball-Playoffs: Mega-Druck auf Bayern-Basketballer: Ulm vor Titelgewinn

Münchens Basketballer müssen Titel gewinnen. Das droht in diesem Jahr zu scheitern – und wirft Fragen auf.

Nach dem nächsten Tiefschlag in einer komplizierten Saison verließ Weltmeister-Coach Gordon Herbert Kopf schüttelnd das Parkett im SAP Garden. Durch das 79:81 gegen ratiopharm Ulm in eigener Halle liegt Herbert mit dem FC Bayern Basketball in der Bundesliga-Finalserie mit 1:2 zurück und steht vor dem vierten Spiel der Best-of-Five-Serie am Dienstagabend in Neu-Ulm massiv unter Druck.

Kassiert das Starensemble von der Isar im Hexenkessel ratiopharm Arena eine weitere Niederlage, geht die erste Saison von Herbert in München ohne Titel zu Ende. Es wäre ein Fiasko für das millionenschwere Projekt der Bayern, die sich schon im Pokal gegen den Syntainics MBC blamiert hatten und auch in der Euroleague trotz einiger Highlights die Playoffs und damit die gesteckten Ziele verpassten.

Bayern ratlos

Den Bayern steht also ein unbequemer Sommer bevor, sollte es am Dienstag (20.00 Uhr/Dyn) tatsächlich schiefgehen. „Wir müssen tough sein und jetzt reagieren. Keine Frage“, sagte Ex-Nationalspieler Niels Giffey vor dem schweren Gang in die Ulmer Arena, wo die Schwaben in dieser Bundesliga-Saison bislang erst eine Partie verloren haben.

Herbert bemühte nach dem verlorenen Krimi am Samstagabend bereits Durchhalteparolen. „Wir haben schon große Spiele auswärts gewonnen und werden ein paar Sachen verändern“, sagte Herbert, der Deutschland 2023 sensationell zum WM-Titel geführt hatte.

Unerfüllte Erwartungen

Mit der Verpflichtung des Erfolgscoaches hatten sie in München große Hoffnungen verbunden. In der Liga schien die Meisterschaft vor allem auch dank der Schwäche des einstigen Dauerrivalen Alba Berlin ein Selbstläufer zu werden. Der volle Fokus galt der Euroleague, wo sogar vom Einzug ins Final Four geträumt wurde.

Doch trotz einiger starker Leistungen reichte es nicht einmal für die Playoffs. Seit der klaren Niederlage im entscheidenden Play-In-Spiel bei Real Madrid wirkt es so, als sei den Bayern-Stars irgendwie der Stecker gezogen worden zu sein. Die Mannschaft, die weiter auf den angeschlagenen Topspieler Carsen Edwards verzichten muss, wirkt müde und teilweise uninspiriert – und das in der entscheidenden Phase der Saison.

Ulm wie beflügelt

Ganz anders sieht es bei den Ulmern aus, die vor allem in dieser Finalserie groß auftrumpfen. Der Ärger um den Finalspielplan scheint die Schwaben eher zu beflügeln. Weil ihre Jungstars Ben Saraf und Noa Essengue an diesem Mittwoch am NBA Draft teilnehmen und gute Chancen haben, in der ersten Runde von einem Club gezogen zu werden, hatten die Ulmer um die Verlegung der Partien vier und fünf gebeten, damit die Spieler bei diesem besonderen Moment in den USA dabei sein können.

Die Liga lehnte den Wunsch der Ulmer aber ab, es gab gegenseitige Schuldzuweisungen. Doch gerade noch rechtzeitig scheinen die Ulmer den Fokus wieder auf das Sportliche gelegt zu haben – und stehen jetzt dicht vor dem zweiten Titelgewinn nach 2023.

„Es war ein massiver Schritt“, sagte Justinian Jessup, der im dritten Spiel mit ganz wichtigen Dreiern zum Matchwinner avancierte. Das Selbstvertrauen ist jetzt riesig bei den Ulmern. „Wir sind nicht in der Finalserie, um Zweiter zu werden. Natürlich wollen wir Meister werden“, sagte Philipp Herkenhoff bei Dyn. Ob Saraf und Essengue am Dienstag dabei helfen werden, ist noch unklar.