Ein Bruder überlebt als einziger den Absturz einer Air-India-Maschine, der andere stirbt. Das Unglück in der westindischen Stadt Ahmedabad hat die Familie von Vishwash und Ajay Kumar in ein Wechselbad der Gefühle gestürzt. „Wir sind glücklich, dass Vishwash gerettet wurde, aber andererseits bricht uns das Herz wegen Ajay“, sagte der 19-jährige Hiren Kantilal, ein Cousin der Brüder, in deren englischem Wohnort Leicester am Freitag der Nachrichtenagentur AFP.
Vishwash hatte demnach am Donnerstag seinen Vater angerufen und ihm gesagt, dass ihr Flugzeug abgestürzt sei. „Er hatte überall Blut im Gesicht und hat gesagt: ‚Ich warte noch auf meinen Bruder, ich weiß nicht, wie ich aus dem Flugzeug hinausgekommen bin'“, sagte der Cousin. Örtliche Medien berichteten unter Berufung auf die Passagierliste, Vishwash habe nahe am Notausgang auf Platz 11A gesessen, sein Bruder auf der anderen Seite der Sitzreihe.
Kantilal erzählte weiter, als Vishwashs Eltern ihn im Krankenhaus angerufen hätten, habe er gesagt: „Macht Euch um mich keine Sorgen, versucht Ajay Kumar zu finden.“ Die Eltern versuchten Ajay auf seinen Handy zu erreichen. „Es wurde eine Verbindung aufgebaut, aber keiner ging ran“, sagte der Cousin. Als dann die ersten Informationen der Fluggesellschaften eingegangen seien, habe die Familie „gewusst, dass wir ihn verloren haben“.
Vor dem Haus der Eltern in einem bescheidenen Viertel von Leicester suchten am Freitagnachmittag mehrere Verwandte auf ihren Handys nach Flügen nach Indien. Von der britischen Regierung habe die Familie bislang keine Unterstützung erhalten, kritisierte Kantilal.
Das Flugzeug vom Typ Boeing 787-8 Dreamliner, das von Ahmedabad nach London fliegen sollte, war am Donnerstag über einem Wohngebiet unweit des Flughafens abgestürzt. An Bord waren 242 Menschen, darunter zwölf Besatzungsmitglieder. Bei den 230 Passagieren des Fluges AI-171 handelte sich laut Air India um 169 Inder, 53 Briten, sieben Portugiesen und einen Kanadier. Vishwash Kumar Ramesh ist der einzige Insasse, der überlebte. Am Boden starben durch den Absturz nach Behördenangaben zudem mindestens 24 Menschen.