Kriminalität: Seniorin nachts im Bett überfallen – Angeklagter gesteht

Wenige Wochen nach dem Tod ihres Mannes schläft eine 88-Jährige allein in ihrem Haus in Hamburg-Blankenese. Tief in der Nacht wird sie von zwei Männern überfallen. Einer steht jetzt vor Gericht.

Mehr als ein Jahr nach einem nächtlichen Überfall auf eine Seniorin in Hamburg-Blankenese hat vor dem Landgericht ein Prozess gegen einen der mutmaßlichen Täter begonnen. Der 29-Jährige soll am 29. Februar vergangenen Jahres gegen 3.00 Uhr morgens zusammen mit einem Komplizen in das Haus der 88-Jährigen eingedrungen sein und sie beraubt haben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 29-Jährigen gemeinschaftlichen schweren Raub und vorsätzliche Körperverletzung vor.

Frau gefesselt zurückgelassen

Die beiden Täter sollen die im Bett liegende Seniorin mit Elektrokabeln und einem Bademantelgürtel an Händen und Füßen gefesselt und das Einfamilienhaus nach Wertgegenständen durchsucht haben. Mit einer mutmaßlichen Beute in Höhe von 2.500 Euro sollen die beiden Männer dann das Haus verlassen und die erkennbar an Arthrose leidende Frau gefesselt und hilflos zurückgelassen haben. Aus diesem Grund lautet ein weiterer Anklagepunkt auf Aussetzung.

Der Frau war es nach geraumer Zeit trotz ihres hohen Alters gelungen, sich selbst zu befreien und die Polizei zu rufen. Der 29 Jahre alte Angeklagte wurde Mitte Dezember in Norwegen verhaftet und im März nach Deutschland ausgeliefert. Der Beschuldigte legte zum Prozessauftakt ein Geständnis ab. „Ich räume den Tatvorwurf wie in der Anklage erhoben ein und bedaure die Tat zutiefst“, erklärte der Litauer über seine Verteidigerin.

Haus wirkte angeblich unbewohnt

Bei einem Spaziergang mit einem Bekannten in einem Blankeneser Park sei ihnen das Haus aufgefallen. Es habe unbewohnt gewirkt. In der Tatnacht habe er eine Scheibe eingeschlagen und sei durch ein Fenster eingestiegen. Er sei völlig überrascht gewesen, als er die ältere Dame im Bett liegen sah, hieß es in der Erklärung. Plötzlich sei sein Begleiter eingetroffen und habe die Frau ohne seine Beteiligung gefesselt. Sie habe auf einen Tisch gezeigt, aus dessen Schublade er 2.500 Euro entnommen habe. „Es tut mir unendlich leid“, erklärte der Angeklagte. Er wolle die Frau um Entschuldigung bitten.

Seniorin hatte Todesangst

Eine Polizistin, die nach der Tat als Erste mit der Seniorin sprach, sagte als Zeugin, die 88-Jährige sei sehr aufgelöst gewesen. „Sie war geschockt, sehr durcheinander, aufgewühlt.“ Die Seniorin habe den Beamten erklärt, dass sie Todesangst hatte. Als die Täter das Haus verlassen hatten, habe sie überlegt, dass ihr Sohn erst am Abend kommen wollte. Sie fürchtete, die Zeit bis dahin nicht zu überleben. Der Ehemann der Frau war nach Aussage eines Kriminalbeamten erst wenige Wochen vor der Tat gestorben.

Zahlreiche Vorstrafen

Der Angeklagte wuchs nach Angaben der Verteidigerin bei seiner Mutter in Litauen auf. Die Mutter habe Alkohol getrunken und ihn geschlagen. Mit 13 Jahren sei er ausgezogen und habe die Schule abgebrochen. Seitdem habe er auf der Straße oder bei Freunden gelebt. Er habe keine Ausbildung, nie eine Arbeit gefunden, sei nicht verheiratet und habe keine Kinder. Die Vorsitzende Richterin verlas einen Auszug aus dem Bundeszentralregister, wonach der Angeklagte zum ersten Mal mit 16 Jahren straffällig wurde. Es folgten sieben Verurteilungen in Litauen und Dänemark wegen Diebstahl mit Gewaltanwendung, Hehlerei und anderer Delikte. Das Urteil soll bereits an diesem Freitag verkündet werden.