Mit Proteinen aus Erbsen wollte Nordzucker unabhängiger vom Zucker werden – und dafür bei Hannover eine neue Fabrik bauen. Doch kurz nach dem Baustart ist das Projekt schon wieder Geschichte.
Der Nordzucker-Konzern bläst den Bau seiner geplanten Erbsenprotein-Fabrik ab. Das erst Ende 2024 angekündigte Werk in Groß Munzel bei Hannover werde nun doch nicht gebaut, sagte Vorstandschef Lars Gorissen bei der Bilanzvorlage in Braunschweig. Der Markt für solche Proteine entwickle sich schlechter, als es Nordzucker erwartet hatte. Daher gehe man nicht mehr davon aus, dass der Standort profitabel sein könnte.
Eigentlich sollte in Groß Munzel ein komplett neues Werk entstehen, in dem Nordzucker pflanzenbasierte Proteine aus Erbsen herstellen wollte. Erst im November wurde in dem Stadtteil von Barsinghausen der erste Spatenstich vollzogen. Mehr als 100 Millionen wollte Nordzucker investieren. 2026 sollte die Produktion anlaufen, 60 neue Arbeitsplätze entstehen.
Doch bereits einen Monat nach dem Spatenstich habe man das Projekt wieder gestoppt, berichtete Produktionsvorstand Alexander Godow. „Im letzten Moment“, kurz bevor den ersten großen Baumaßnahmen. Grund: Das Wachstum des Marktes für alternative Proteine habe sich deutlich abgeschwächt. Damit ließen sich die von Nordzucker erhofften Preise nicht erzielen. Der Standort wäre damit nicht mehr so rentabel, dass es eine solche Investition tragen würde, fügte Vorstandschef Gorissen hinzu.
Baustopp kostet 13 Millionen Euro
Der Stopp des Projekts kostet den Konzern nun 13 Millionen Euro: Fünf Millionen sei bereits für Planung und Ingenieursleistungen angefallen, weitere acht Millionen koste nun die Auflösung der bereits geschlossenen Erbsenlieferverträge, rechnete Finanzvorstand Alexander Bott vor.
Mit dem neuen Werk wollte der Konzern auch die Abhängigkeit vom europäischen Zuckermarkt reduzieren. Aufgeben will Nordzucker die Idee aber nicht. „Wir sehen nach wie vor großes Potenzial für alternative Proteine“, sagte Gorissen.
Statt des eigenen Werks prüfe man nun andere Ansätze, wie man in das Geschäft einsteigen könnte, etwa mit Partnern oder auch durch Zukäufe. Und dabei müsse es auch nicht zwingend um Erbsen gehen. Noch stünden die Überlegungen aber ganz am Anfang, sagte Gorissen. „Wir setzen noch mal neu an.“