Argentinische Fußball-Legende: Richterin im Prozess um Maradonas Tod tritt zurück

Der Prozess gegen die Ärzte von Fußball-Legende Diego Maradona steht auf der Kippe. Grund sind Vorwürfe gegen die Richterin. Es ist unklar, ob das Verfahren weitergehen kann.

Wegen Befangenheitsvorwürfen hat sich eine Richterin im Verfahren um den Tod der argentinischen Fußballlegende Diego Maradona aus dem Prozess zurückgezogen. Julieta Makintach soll mit einer Produktionsfirma ohne Genehmigung und Wissen ihrer Kollegen eine TV-Dokumentation über den Fall gedreht haben. Die Anwälte der Angeklagten, der Nebenkläger und die Staatsanwaltschaft hatten der Richterin Befangenheit vorgeworfen und gefordert, dass sie den Fall niederlegt.

Außerdem steht der Vorwurf im Raum, dass mit Hilfe der Richterin während des Maradona-Prozesses unerlaubt im Gerichtssaal gefilmt worden sei. Die 47-Jährige versicherte, sie sei weder an derartigen Filmaufnahmen beteiligt gewesen, noch habe sie diese autorisiert.

Argentinische Medien verbreiteten allerdings Aufnahmen, die zeigen sollen, wie Makintach am Vortag des Prozessbeginns von einem Kamerateam interviewt wird.

Richterin hofft, „dass der Prozess ohne mich weitergehen kann“

Der Vorsitzende des Gerichts in San Isidro nördlich der Hauptstadt Buenos Aires, Maximiliano Savarino, ordnete am Dienstag an, Richterin Julieta Makintach den Fall zu entziehen, da „Umstände“ festgestellt worden seien, die ihre Unparteilichkeit beeinträchtigten. Er sprach von einem „äußerst schwerwiegenden“ Vorfall und ordnete an, die anstehenden Verhandlungstermine zu vertagen. Am Donnerstag soll nun laut Gericht entschieden werden, ob Makintach einfach ersetzt werden kann – oder das Gerichtsverfahren mit drei neu ernannten Richtern komplett neu starten muss.

Anwalt Fernando Burlando, der Maradonas Töchter vertritt, hatte im Vorfeld gesagt, es sei ein „Skandal solchen Ausmaßes, dass die ganze Welt über Argentiniens Justiz als schlechtestes Beispiel spricht“.

Makintach wies die Vorwürfe zwar zurück, verzichtete allerdings auf ihre weitere Mitarbeit in dem Verfahren. „Nach dem Antrag aller Parteien habe ich keine andere Wahl, als die Ablehnung zu akzeptieren“, sagte sie laut einem Bericht der Zeitung „La Nación“. „Ich hoffe, dass der Prozess ohne mich weitergehen kann.“ Bislang wurde das Verfahren von drei Richtern geführt. Nun muss geprüft werden, ob der Prozess abgebrochen und neu aufgerollt werden muss.

Maradonas Ärzten drohen bis zu 25 Jahren Haft 

Maradona war am 25. November 2020 im Alter von 60 Jahren an einem Herzanfall und einem Lungenödem gestorben, nachdem er sich nach einer Hirn-OP nicht länger im Krankenhaus, sondern in einer angemieteten Wohnung in einer schicken Gegend nördlich von Buenos Aires hatte pflegen lassen.

Die Staatsanwaltschaft wirft seinen dortigen Ärzten und Pflegern vor, ihn mangelhaft betreut und damit seinen Tod in Kauf genommen zu haben. Maradonas Tochter Gianinna beschuldigte die Angeklagten, sie hätten ihren Vater in einem „dunklen, hässlichen und einsamen“ Ort untergebracht und seien mehr an der Bezahlung als an seinem Wohlergehen interessiert gewesen.

Der Prozess in San Isidro, einem Vorort der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires, hatte am 11. März begonnen. Seitdem gab es in dem auf vier Monate angesetzten Verfahren in der Regel zwei Sitzungen pro Woche. Bei einer Verurteilung drohen den sieben Angeklagten acht bis 25 Jahre Haft.