TV-Kritik „Kitchen Impossible“: Spitzenköchin Clara Hunger stellt ihren ehemaligen Mentor Tim Mälzer kalt

Die Berliner Spitzenköchin Clara Hunger überzeugt in der neuen Folge von „Kitchen Impossible“ mit Technik und Improvisation – und lässt ihren ehemaligen Mentor alt aussehen. 

Das kann nur heiß werden: Zwei der größten deutschen Küchen-Egos entscheiden, nicht mehr selbst gegeneinander anzutreten. Und lassen stattdessen ihre Besten ran. In dieser besonderen Folge von „Kitchen Impossible“ schicken Tim Mälzer und Max Strohe jeweils ihre langjährigen Küchenchefs ins Rennen. „Dein Stellvertreter ist eine ‘in’“, stellt Mälzer ganz richtig fest. Sebastian Brugger aus Mälzers „Bullerei“ trifft auf Clara Hunger vom Berliner Sternerestaurant „Tulus Lotrek“, die sich kürzlich mit einer Weinbar in Hamburg selbständig gemacht hat. Beide können sehr gut kochen. Oder wie es Strohe formuliert: „Clara hat einen herausragenden sensorischen Taste.“

Für beide Küchenchefs ist es der erste TV-Auftritt überhaupt. Die Aufregung ist nicht zu übersehen. 

Kitchen Impossible: Das waren die Aufgaben

Sebastian Brugger in Göteborg (Schweden): Zum Aufwärmen wird Sebastian Brugger von Clara Hunger in den schwedischen Kletterwald geschickt. Als die Box ankommt, verpufft der Höhenflug. Trallahitrallahatrallahopsasa steht in der Nachricht. „Ich würde sagen, das ist auf jeden Fall erstmal eine Kampfansage“, erkennt Brugger. „Aufs Scheitern!“, schreibt seine Kontrahentin im Brief. Das Fleisch hat rote Farbe, wenig Faser und eine Fettschicht. Ist es Lamm? Ist es Schwein? Vielleicht Elch? Willkommen in der gedanklichen Fleischlotterie. Die Farbe ist zu rot für Schwein, überlegt Brugger. Dann doch: „Ich tippe jetzt mal auf Schwein!“ Leider falsch. Außerdem würde er sagen, „dass das keine Hausfrau gekocht hat“. Aha. Die „fantastischen Pfifferlinge“ führen dann doch noch zu einigen Punkten der Testgäste.

 

Clara Hunger in Schützen am Gebirge (Österreich): In Österreich wartet Mälzers Taktik-Schachzug. „Der gibt mir alles, was er selber hasst – und ich leider selber auch“, sagt Hunger nach einem Blick in die Box: „Saufrech.“  Auf sie warten klassische Kochtechniken. Bei Alain Weissgerber im Restaurant „Taubenkobel“ wird Huhn nachgekocht, gefüllte Zucchiniblüte und eine „Eiergeschichte“. Die hat es in sich: ein gefülltes Ei, mit Lebercreme, Spinat und knuspriger Hühnerhaut. „Ich gehe davon aus, dass das Huhn Huhn, Huhn Huhn und Zucchini ist“, analysiert Hunger auf den ersten Blick fast korrekt – es ist ein Hahn. Das Essen kommt gut an. „Sensationell, vielleicht sogar besser“, stellt eine Testesserin fest.

Clara Hunger in Lège Cap Ferret (Frankreich): In Frankreich begegnet Clara Hunger der Köchin Mélanie Serre, die einst bei Kochlegende Joël Robuchon kochte. Die Aufgabe sieht erst aus wie eine Fischpastete, entpuppt sich dann aber als zwei französische Klassiker – Pâté en croûte und Ratatouille – in einem Gericht vereint. Die Anforderungen sind hoch, das Küchenklima streng. Und Clara? Ruhig, fokussiert, präzise. Ganz anders als ihr Chef: „Als Tim nach Paris kam, sah es aus wie Sau“, erinnert sich Serre. Doch Clara liefert. „Unsere Strategie war zu nett“, ärgert sich Mälzer. 

Sebastian Brugger in Porto (Portugal): „Portugal ist eines dieser diffusen Länder“, weiß Tim Mälzer.  Bevor es zur Herausforderung ins Euskalduna Studio geht, muss Brugger eine Improvisation auf dem Markt von Matosinhos hinlegen: Drei Zutaten, ein mobiler Herd und viele neugierige Marktgäste. Nachgekocht wird ein fruchtiges Curry mit Kichererbsen, Apfel und wilden Garnelen. Dazu eine Tartelette mit einer feuerroten Creme aus Carabinero-Köpfen – Riesengarnele. Viel Schweiß kostet Brugger der Frittierpunkt, an dem aus Klumpen ein Törtchen wird. Die Gäste sind begeistert. 

Kitchen Impossible: Der lustigste Dialog

Ein Fehler ist kein Fehler – außer, er ist es doch. Obwohl sein Dauphin das Fleisch falsch interpretiert hat, ist Mälzer stolz auf ihn. Dass sein Küchenchef das komplexe portugiesische Gericht mit seinen „heavy umami flavors“ nicht versteht, passt doch – Mälzer wäre es auch nicht anders gegangen, erklärt er. Zeit also für tröstende Worte und dafür, ein Schwein einfach Lamm sein zu lassen.

Mälzer: „Diggi, stark!“
Brugger: „Na super.“
Mälzer: „Nee, was, ein Team!“
Strohe: „Eine Schule!“
Mälzer: „Eine Schule! Wahnsinn. Schüler und Meister!“
Brugger: „Das ist Schweinelamm!“
Mälzer: „Dreckiges Schweinelamm.“
Strohe: „Heimtückisches Schweinelamm, die dumme Sau.“
Mälzer: „Lammschwein, das dumme!“

Der peinlichste Fauxpas

Nicht nur „dumme Schweinelamm“, das eigentlich ein feiner Lammrücken war. Auch bei den anderen Komponenten des Gerichts lag Brugger deutlich daneben. Heraus kommt Sonntagsbraten statt Sterneküche. Und Brugger kocht passend eine dünne Schweinebraten-Soße, nimmt Portwein statt Champagner und aus der süßen Kombu-Marmelade wird ein deftiges Algenpesto.

Die Gewinnerin

Trotz Acht-Punkte-Hagel in der letzten Aufgabe unterliegt Brugger mit 12,2 Punkten und Hunger gewinnt mit glamourösen 12,7. Der Stellvertreterkrieg am Herd ist knapp entschieden.